Textil Ost

Blockadehaltung der Arbeitgeber - Tarifverhandlung der Branche Textil Ost vertagt

03.04.2019 | Heute trafen sich die IG Metall mit dem Arbeitgeberverband vti zur Zweiten Tarifverhandlung in Chemnitz. Tangiert von lautstarken betrieblichen Aktionen vor Ort wurden die Forderungen der Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben noch einmal sehr deutlich. Angleichung der Arbeitszeit, 6 Prozent mehr Geld und eine neue Regelung zur Altersteilzeit sind nur einige Punkte des Forderungskatalogs. Nachdem der Arbeitgeberverband ein Angebot vorgelegt hatte, welches sehr weit von den Vorstellungen der IG Metall entfernt lag, war auch heute eher eine Blockadehaltung zu verspüren.

Mit geballter Men-/Womepower wurden die Arbeitgeber zur heutigen Tarifverhandlung begrüßt. Mit einem Bus aus Großpostwitz waren die Kolleginnen und Kollegen des Hygieneherstellers Ontex angereist, mit eigens angefertigten Transparenten, wehenden IG Metall Fahnen und dem Schlachtruf: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns Drei Stunden klaut“ machten sie ihren Unmut Luft. Grund für Unmut, Verwunderung und Ärger seitens der Arbeitnehmerseite gibt es genug. Das vorgelegte Angebot der Arbeitgeber, welches heute zur Verhandlung stand, ist weit von den Vorstellungen der IG Metall entfernt. Mit der Kündigung des Tarifvertrags zur unbefristeten Übernahme von Azubis senden die Arbeitgeber ein fatales Signal. Fachkräftemangel ist in den ostdeutschen Bundesländern besonders stark ausgeprägt. Der Glaube und die Vision einer erfolgreichen Zukunft fehlt. Mit einer Blockadehaltung wurde dies seitens des Arbeitgeberverbands sehr deutlich. Die nächste Verhandlung soll am 17. April in Zwickau stattfinden.

„Es muss jetzt endlich Bewegung rein, dazu gehört ein positiver Blick und auch eine Vision für die Zukunft. Ich vermisse das bei den Arbeitgebern. Noch immer werden Niedriglohnpolitiksprüche geklopft und die 40 Stunden Woche als Standortvorteil deklariert. Es bedarf einer realistischeren Betrachtung, was das Thema Arbeitszeitanpassung angeht. Die Branche muss ihre Attraktivität erhöhen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Eileen Müller, politische Sekretärin der IG Metall Ostsachsen und Betriebsbetreuerin bei Ontex in Großpostwitz.

„Die Textilarbeitgeber stehen in der Verantwortung, Arbeitszeiten anzubieten, die zum modernen Leben passen. 30 Jahre nach dem Mauerfall muss die Arbeitszeitmauer jetzt auch fallen. 37 Stunden sind auch im Osten genug“, sagt Bodo Grzonka, Tarifsekretär der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen.  

Kai Hölzel, Betriebsratsvorsitzender bei Ontex in Großpostwitz ergänzt: „Ich bin stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen von Ontex, dass sie den weiten Weg auf sich genommen haben, um heute hier den Arbeitgebern zu zeigen wie wichtig ihnen die Arbeitszeitverkürzung ist. Die Haltung der Arbeitgeber enttäuscht mich sehr und ich stelle mir schon die Frage, ob sie wissen, dass sie mit der Fackel auf dem Pulverfass tanzen. Wir können auch anders, das können wir gern zeitnah unter Beweis stellen.“  

Hintergrund:

Die IG Metall Branche Textil Ost ist die einzige Branche, die noch 40 Stunden arbeitet und dies in besonders belastenden Schichtsystemen. Bei den derzeitigen Tarifverhandlungen werden unter anderen eine Angleichung der Arbeitszeit auf 37 Stunden pro Woche, 6 Prozent mehr Geld und eine neue Regelung zur Altersteilzeit gefordert. Derzeitig verhandelt die IG Metall in noch weiteren Betrieben in Ostsachsen über die Einführung von Flächentarifverträgen. AUch bei Maja Möbel in Wittichenau und bei der Accumotive in Kamenz laufen Verhandlungen. In Kamenz fordert man unter anderem die Absenkung auf 35 Stunden. 

 

Von: em

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