Borbet Sachsen in Kodersdorf

Borbet in Kodersdorf: Zwischenergebnis in Tarifverhandlungen erzielt – jetzt werden die Mitglieder befragt

02.10.2024 | Die IG Metall Ostsachsen und die Geschäftsführung des Premium-Leichtmetallräderherstellers haben sich am 27. September auf Eckpunkte des ersten Entgelttarifvertrags verständigt. In den kommenden zwei Wochen stellt die IG Metall den Kolleginnen und Kollegen das Zwischenergebnis vor, das ihnen dauerhaft mehr Geld bescheren würde, aber auch Zugeständnisse verlangt. Klar ist: Nur wenn die Belegschaft zustimmt, wird auf Basis dieses Zwischenergebnisses final verhandelt.

Die starken Warnstreiks bei Borbet Sachsen in Kodersdorf zeigen Wirkung. In den Verhandlungen um den ersten Entgelttarifvertrag für die rund 560 Beschäftigten gibt es ein Zwischenergebnis.

Die IG Metall wird in den kommenden zwei Wochen auf die Mitglieder im Betrieb zugehen, das Zwischenergebnis erläutern und die Akzeptanz erfragen. Fotos: IG Metall

Auf folgendes Zwischenergebnis haben sich die Tarifparteien vorläufig verständigt: Der erste Tarifvertrag für die Beschäftigten von Borbet Sachsen in Kodersdorf soll eine Laufzeit von drei Jahren haben. Noch in diesem Jahr sollen die Beschäftigten eine weitere Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 545 Euro – steuer- und abgabenfrei – erhalten. In diesem Zeitraum ist eine deutliche Lohnentwicklung vorgesehen. Erstmals sollen demnach die Entgelte ab 1. Januar 2025 um 5 Prozent steigen. Eine zweite Lohnerhöhung ist ab Sommer 2025 geplant, wenn die Mitarbeiter nach dem Entgeltrahmentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie für Nordrhein-Westfalen (ERA-NRW) neu eingruppiert wurden.

Bis zum Laufzeitende am 31. Dezember 2027 sollen die Kolleginnen und Kollegen in Kodersdorf das Niveau von 86 Prozent des Tarifs der Metall- und Elektroindustrie NRW erreichen, wo der Borbet-Konzern seine Zentrale hat (Bindung an die Fläche der Metall- und Elektroindustrie). Die Belegschaft von Borbet Sachsen wird somit von allen Tariferhöhungen der erzielten Flächentarifabschlüsse in der Metall- und Elektroindustrie während der Laufzeit profitieren.

Ab 2025 steigt dann neben den Entgelten auch das Weihnachtsgeld auf 65 Prozent des individuellen Monatsentgelts.  Auch für die Schichtzulagen ist eine Angleichung an NRW vorgesehen.

Zudem haben sich IG Metall und Geschäftsführung darauf verständigt, Verhandlungen zum Leistungsprämienmodell ab 2026 aufzunehmen. Darüber hinaus verzichtet der Arbeitgeber in den nächsten drei Jahren auf betriebsbedingte Kündigungen und gibt bis Ende 2027 eine Beschäftigungssicherung.

„Das sind deutliche Verbesserungen, die unseren Kolleginnen und Kollegen durch die Inflationsausgleichsprämie schnell und durch steigende Entgelte künftig auch dauerhaft deutlich mehr finanzielle Spielräume bescheren“, sagt Krzysztof Iwanowski, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen. Er betont gleichzeitig, dass „das Vertragswerk ein Kompromiss und an ein Entgegenkommen der Beschäftigten geknüpft sei“. Zur Kompensation verlangt nämlich das Unternehmen während der Laufzeit zwölf Pflichteinbringschichten sowie drei unentgeltliche Einbringschichten (24 Stunden) pro Jahr.

Ob die Kolleginnen und Kollegen zu den geforderten Zugeständnissen bereit sind, wird sich in den kommenden zwei Wochen zeigen. In dieser Zeit wird die IG Metall Ostsachsen mit ihren Mitgliedern ins Gespräch gehen, das Zwischenergebnis erläutern und die Akzeptanz abfragen. Denn für die IG Metall steht fest: „Nur wenn es eine breite Zustimmung unserer Mitglieder gibt, werden wir das Ergebnis auf dieser Basis weiterverfolgen und final verhandeln“. Die nächste Verhandlung mit der Geschäftsführung ist auf den 30. Oktober terminiert.

Hintergrund:
Borbet verfügt über mehrere Standorte in Deutschland. In Kodersdorf arbeiten circa 560 Beschäftigte für einen der weltweit führenden und erfolgreichsten Hersteller von qualitativ hochwertigen Leichtmetallrädern. Seit Anfang Januar 2024 hat die IG Metall mit dem Arbeitgeber über bessere Arbeitsbedingungen verhandelt. Nachdem die Verhandlungen monatelang stagniert hatten, gelang im Frühsommer ein erster Durchbruch, der den Kolleginnen und Kollegen den ersten Tarifvertrag bescherte. Darin hatten sich IG Metall und Arbeitgeber auf die Zahlung von Inflationsausgleichsprämien geeinigt. Für die Bewegung am Verhandlungstisch haben die Borbet-Beschäftigten in Kodersdorf im Frühjahr mit zwei starken Warnstreiks gesorgt.

Berichterstattung
MDR, 2. Oktober 2024

 

Von: kk

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