28.11.2024 | Mittags Warnstreik, abends ein Ergebnis in den Tarifverhandlungen: Die Botschaft, die die Borbet-Beschäftigten der Frühschicht in Kodersdorf mit ihrem dritten Arbeitskampf gesendet haben, ist angekommen. IG Metall Ostsachsen und Arbeitgeber haben sich am 27. November in den Abendstunden auf einen Entgelttarifvertrag für die Kolleginnen und Kollegen verständigt. Der beschert ihnen dauerhaft mehr Geld.
Zum 1. Januar 2025 steigen die individuellen Stundenlöhne um 5 Prozent. Für den Februar 2026 sieht der Tarifvertrag zudem eine Sonderzahlung vor. Außerdem bekommt ein Teil der Beschäftigten noch in diesem Jahr eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 550 Euro.
Die IG Metall Ostsachsen und der Arbeitgeber haben sich außerdem darauf geeinigt, zum 1. Juli 2025 auch das betriebliche Entgeltsystem in Kodersdorf an das Entgeltsystem am Hauptsitz des Unternehmens in Nordrhein-Westfalen anzulehnen, das auf dem Entgeltrahmenabkommen NRW basiert. Außerdem gilt für die in Stundenlohn beschäftigten Kolleginnen und Kollegen ab dem 1. Januar 2025 die gleiche Weihnachtsgeldregelung wie in NRW. Auch für die Nachtschichtzuschläge hat die IG Metall eine Verbesserung für die Belegschaft in Kodersdorf erreicht. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. März 2026.
„Das ist ein gutes Ergebnis, das unseren Kolleginnen und Kollegen kurzfristig und dauerhaft mehr Geld beschert und ihre finanzielle Situation entlastet“, sagt Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. „Nach der letzten Verhandlung war die Liste der strittigen Themen so lang, dass ein schneller Abschluss unrealistisch erschien. Aber die Frühschicht hat am Mittag mit einem eindrucksvollen Warnstreik noch einmal ein starkes Signal gesendet.“ Das Signal war offenbar so stark, „dass wir gleich zu Verhandlungsbeginn gespürt haben: ein Ergebnis ist in erreichbarer Nähe“. Deshalb hat die IG Metall Ostsachsen die ursprünglich geplanten Warnstreiks der Spät- und Nachtschicht abgesagt.
Starker Warnstreik ebnet den Weg
Die Frühschicht hat mächtig Druck gemacht und den Bereich vor dem Werktor in IG Metall-Rot gehüllt. Rote Fahnen, rote Warnstreikwesten, rote Schals und ein rotes Banner mit der Forderung „Tarifvertrag jetzt!“ haben für ein starkes Bild gesorgt, rote Trillerpfeifen und rote Ratschen für lautstarke Untermalung der Forderung gesorgt.
Mit Erfolg! Nach fast einem Jahr zäher Verhandlungen stand am Abend das Ergebnis, das die Kolleginnen und Kollegen finanziell entlastet und ihnen noch vor Weihnachten eine Inflationsausgleichsprämie beschert.
„Die drei unbezahlten Einbringschichten sind aber vom Tisch. Eine solche Nullnummer, die finanzielle Fortschritte in anderen Punkten wieder einkassiert hätte, war mit uns nicht zu machen.“, sagt Krzysztof Iwanowski, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen.
Ein Beispiel, das Schule machen sollte – Blaupause für andere Belegschaften
Geduld und Beharrlichkeit zahlen sich für die Kolleginnen und Kollegen von Borbet Sachsen jetzt endlich aus. „Das war ein hartes Stück Arbeit“, sagt Uwe Garbe, „aber auch ein gutes Beispiel dafür, dass es sich für Belegschaften lohnt, sich gemeinsam mit der IG Metall auf den Weg zu machen, um für gute und faire Arbeitsbedingungen zu kämpfen.“ Im Sprint ist das nicht zu erreichen.
Der Prozess gleicht eher einem Marathon. Gut fünf Jahre ist es her, seit die Kolleginnen und Kollegen angetreten sind, um die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen anzugehen. Mit der Wahl eines Betriebsrats und der Etablierung von betrieblicher Mitbestimmung am Standort erfolgte 2019 der Startschuss. In der Zeit danach ging es dann zunächst darum, gewerkschaftliche Strukturen im Betrieb aufzubauen. Denn nur wenn die Belegschaft mitzieht und sich gemeinsam in der IG Metall organisiert, ist die Schlagkraft hoch genug, um einen Tarifvertrag durchzusetzen.
„Aber all die Mühen haben sich gelohnt“, sagt Uwe Garbe. „Der hart erkämpfte Tarifvertrag sorgt für finanzielle Entlastung, mehr Fairness und für mehr Wertschätzung der hochwertigen Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen.“
Ein Beispiel, das Schule machen sollte. Belegschaften, die sich ebenfalls bessere Arbeitsbedingungen wünschen, sollten sich unbedingt an die IG Metall Ostsachsen wenden.
Berichterstattung:
Sächsische Zeitung, 27. November 2024: Neue Warnstreiks beim Felgenhersteller Borbet im Kreis Görlitz
Radio Lausitz, 27. November 2024: Warnstreik bei Borbet in Kodersdorf