SIEMENS

Görlitz unter Dampf: Siemens nur mit uns!

09.11.2017 | Rund 2500 Kolleginnen und Kollegen des Siemens Werks in Görlitz, Schüler, Studierende, Beschäftigte des Städtischen Klinikums und andere Unterstützer aus der Stadt haben um 12.30 Uhr vor dem Werkstor gegen Pläne zu Stellenabbau und Standortschließungen protestiert. Mit dabei waren auch Metallerinnen und Metaller von Siemens-Betrieben aus Dresden und Leipzig sowie von Bombardier Görlitz.

"Die Hinhaltetaktik von Siemens ist unerträglich“, sagte Christian Hainke, Betriebsratsvorsitzender Siemens Turbinenbau und Kraftwerkstechnik Görlitz. Ein DAX-Unternehmen müsse auf Marktentwicklungen intelligenter reagieren als mit Stellenstreichungen. „Wir wollen Klarheit und wir lassen uns nicht spalten. Deshalb wollen wir Klarheit auch für die Werke in Berlin, Leipzig, Erfurt und Offenbach.“

Das Geschäft mit Industrie-Dampfturbinen sei ein Zukunftsgeschäft. „Wir beliefern dezentrale Energieversorger, Solartechnikunternehmen, Biomasse-Verwerter, Müllverbrenner und mehr in der ganzen Welt. Wir sind ein Schnellboot und kein schwerfälliger Tanker. Herr Kaeser, schauen Sie, was Sie hier haben!“, sagte Hainke. 

„Wir machen Druck für unseren Standort!“, sagte Thomas Clauss, Siemens Compressor Systems in Leipzig. „Wir sind solidarisch mit unseren Kolleginnen und Kollegen bei Siemens in Görlitz. Wir wollen uns gemeinsam gegen den Kahlschlag wehren. Aktuell sind auch wir in Leipzig vom Stellenabbau bedroht. Die Lage im Werk und die Pläne und der Umgang des Unternehmens mit uns sind ähnlich. Das schweißt uns zusammen.“

„2004 erfuhren auch wir aus der Presse von Stellenstreichungen. Als Beschäftigte des damaligen AEG-Starkstromanlagenbaus erlebten wir, was Angst vor der Zukunft bedeutet“, sagte Jens Lehmann, Betriebsratsvorsitzender im Siemens-Trafowerk Dresden. An die Manager von Siemens gewandt, sagte er: „Helft endlich!“

Die IG Metall reagiert heute an vielen Orten mit scharfer Kritik auf Pläne von Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser, im Kraftwerksgeschäft des Elektrokonzerns Arbeitsplätze zu streichen.

Sachsens stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sagte: „Ihr seid nicht allein! Ich stehe heute hier, auch für Ministerpräsident Tillich, die Kommunalpolitiker des Landes und für alle politischen Parteien. Hier geht es um mehr als nur einen Standort. Es geht um die Zukunft der Industrie in ganz Sachsen. Gemeinsam werden wir Druck entwickeln, damit Siemens als größtes Industrieunternehmen der Republik seiner sozialen Verantwortung gerecht werden.“ An Konzern-Chef Kaeser gewandt, sagte Dulig: „Wissen Sie eigentlich, was Sie hier in Görlitz haben? Das ist ein Turbinenwerk, das innovativ und effizient aufgestellt ist und die passenden Antworten für die Zukunft und für die Kunden bereithält.“

Die Siemensaner übergaben Dulig eine Petition, in der bereits nach einer Woche 12.000 Menschen für die Zukunft der in Frage stehenden Siemens-Standorte unterschrieben haben. „Diese Willensbekundung sei ein Zeichen des starken Zusammenhalts in den Regionen mit Siemens-Standorten, besonders hier in Ostsachsen“, so Dulig.

„Anstatt Geld in den Personalabbau zu stecken, sollte Siemens besser in die guten Fachkräfte und die Standorte investieren“, forderte der IG-Metall- Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel, am Donnerstag. „Wer so kurzsichtig handelt, dem werfen wir Doppelmoral und Eliten-Versagen vor“, fügte er hinzu.

Kaeser hatte zuvor auf der Bilanzpressekonferenz in München keine Zahlen zum Personalabbau genannt. Er sprach aber davon, dass Siemens in der Division Power and Gas "die Kapazitäten anpassen" müsse, "auch wenn das schmerzhafte Einschnitte bedeutet".

Höbel wies darauf hin, dass Kaeser «einen historischen Gewinn von 6,1 Milliarden Euro verkündet» und der Gewinnrückgang in der Sparte Power & Gas lediglich ein Prozent betragen habe. "Wegen Margendruck gut ausgebildete Fachkräfte auf die Straße zu setzen, anstatt in die Zukunft der Standorte in Ostdeutschland zu investieren, ist verantwortungslos", sagte der IG-Metall-Bezirksleiter.

 

"Wenn Siemens sich nicht bewegt und für die Arbeitsplätze in Görlitz Sicherheit garantiert, dann wird es einen Kampf geben, wie es sich der Konzern nicht vorstellen kann", sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter IG Metall Ostsachsen.

Wie diese Auseinandersetzung aussehen wird, hängt davon ab, ob und wie der Siemens Konzern in nächster Zeit einlenkt. Die Kolleginnen und Kollegen sind jedenfalls bereit, für ihren Standort, ihr Zukunft und ihr Görlitz zu kämpfen.

 

Von: ps

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