Betriebsrätekonferenz Ost in Leipzig

Gute Betriebsräte und gute Tarifverträge sollen Standard und nicht die Ausnahme sein

28.08.2018 | Mehr als 200 ostdeutsche Betriebsrätinnen und Betriebsräte nehmen heute und morgen an der Betriebsrätekonferenz Ost in Leipzig teil. Auf der Konferenz diskutieren die betrieblichen Interessenvertreter über Tarifbindung, die digitale Transformation, den ökologischen Strukturwandel und den Umgang mit Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Morgen wird Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zu den Betriebsräten sprechen. Auch Betriebsräte der IG Metall Ostsachsen sind vor Ort.

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, sieht die Notwendigkeit für eine nachhaltige industrielle Entwicklung in Ostdeutschland. „Die Transformation in die digitale Arbeitswelt muss auch für Innovationen und für eine Stärkung des Standorts Ostdeutschland genutzt werden. Ostdeutsche Betriebe dürfen nicht länger die verlängerten Werkbänke westdeutscher Konzerne sein“, sagte Hofmann. Dazu brauche es selbstbewusste Belegschaften und durchsetzungsfähige Betriebsräte sowie eine starke Tarifbindung. Die Digitalisierung sei innerhalb nur einer Generation der zweite Umbruch in Ostdeutschland. Sie dürfe nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft zwischen Gewinnern und Verlierern führen. 

Hofmann verwies darauf, dass Betriebsräte bei der Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten sowie bei Innovationen eine Schlüsselrolle spielen. „Viele Leuchttürme der ostdeutschen Industrieproduktion gibt es heute nur noch, weil Belegschaften, Betriebsräte und Gewerkschaften dafür gekämpft haben.“ 

Um der Industrie in Ostdeutschland bessere Perspektiven zu geben, stehe auch die Politik in der Verantwortung, sagte Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. „Wir brauchen eine Strategie, damit Unternehmen wieder stärker in hiesige Standorte investieren.“ Dazu seien andere Rahmenbedingungen nötig, zum Beispiel eine gezielte Industrie-, Wirtschafts- und Förderpolitik, mehr öffentliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie der Ausbau der Tarifbindung. Eine stärkere Tarifbindung sei nach Ansicht von Lemb die wichtigste Voraussetzung für die überfällige Angleichung der Arbeits- und Lebensbedingungen in West- und Ostdeutschland.

Ein zukunftsfähiges, gesamtdeutsches Fördersystem in der Industriepolitik sei dringend geboten, weil die EU plane, ihren Haushalt zu verkleinern und die Mittel für die Strukturförderung zusammenzustreichen. Lemb: „Dass der Rotstift insbesondere die Regionen in Ostdeutschland treffen könnte, ist nicht akzeptabel.“ 

Auf der Konferenz wird auch der Preis „Gemeinsam. Engagiert. Mutig. Für eine gute Zukunft“ verliehen. Er ist eine Auszeichnung für besonderes Engagement zur Stärkung von Respekt, Solidarität, Toleranz und Gerechtigkeit. Preisträger ist der Metaller Uwe Lippmann, Betriebsratsvorsitzender der Firma Werkö in Königssee bei Erfurt. Lippmann vereint zwei wichtige Eigenschaften von Betriebsräten: „Er ist kommunikativ und konfliktfähig, um die Interessen der Belegschaft wirksam vertreten zu können“, sagte der IG Metall-Vorsitzende Hofmann in seiner Laudatio. Lippmanns Einsatz sei zu verdanken, dass das Unternehmen wieder in den Arbeitgeberverband eingetreten ist und der Tarifbindung unterliegt. Lippmann engagiert sich auch für Geflüchtete und gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert, der Preisträger erhält zudem eine kleine Skulptur.

"Es ist ausgesprochen erfreulich zu sehen, dass sich mehr als 200 ostdeutsche Betriebsrätinnen und Betriebsräte zusammen gefunden haben, um die Zukunft der ostdeutschen Industrie zu diskutieren. Gute Tarifverträge und die notwendige Angleichung von Arbeits- und Lebensbedingungen stehen hierbei im Fokus. Die ostsächsische Industrie kann sich in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren darauf einstellen, dass wir, die IG Metall Ostsachsen, dafür sorgen werden, dass gute Betriebsräte und gute Tarifverträge zum Standard und nicht zur Ausnahme werden", sagt Jan Otto Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen und ebenfalls Teilnehmer der Konferenz.

Von: em

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