Besuch des Ersten Vorsitzenden der IG Metall

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall auf Tour in Ostsachsen

21.08.2019 | Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall besucht am Donnerstag und Freitag die IG Metall Geschäftsstelle Ostsachsen. Nachdem er sich einen Überblick der Arbeit der Geschäftsstelle verschafft hat, geht es direkt in die Betriebe. Gemeinsam mit den Betriebsräten stehen interessante Gespräche über den Fortgang der Transformation, den Umgang mit dem Strukturwandel und der Energiewende an. Wir werden ihn beide Tage begleiten und im Live Ticker über Facebook berichten.

Kundgebung des DGB zum 1. Mai 2019 auf dem Kornmarkt in Bautzen. Foto: André Wirsig für die IG Metall

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall wird am Donnerstag und Freitag verschiedenste Betriebe in Ostsachsen besuchen und ins Gespräch mit den Betriebsräten vor Ort kommen. Während seines Besuchs wird er sich ein Bild der Heterogenität der ostsächsischen Betriebslandschaft machen. Auf seinem Plan für die beiden Tage stehen Betriebe der Metall– und Elektroindustrie, die im Transformationsprozess stecken und welche, bei denen dieser bereits weit vorangeschritten ist. Es werden spannende Gespräche mit Betriebsräten der textil- holz- und kunststoffverarbeitenden Branchen erwartet. Hofmann, hat seine Arbeitsschwerpunkte in der Tarif- und Betriebspolitik, in der strategischen und politischen Planung sowie in den Bereichen Grundsatzfragern und Gesellschaftspolitik, auch ein Besuch der IG Metall Geschäftsstelle steht auf dem Plan. Ihre Entwicklung der letzten Jahre verdient ein besonderes Augenmerk.

Die Geschäftsstelle wächst seit 4 Jahren stetig und hat mittlerweile wieder einen Mitgliederbestand von 10.000 erreicht. Dies war das letzte Mal vor mehr als 13 Jahren der Fall. Die Trendwende brachte die Idee des Ersten Bevollmächtigten, Jan Otto, der sie 2015 übernahm. Die Geschäftsstelle sollte eine Erschließungsgeschäftsstelle werden. Hierfür wurden im Vorfeld intensive strategische Recherchen zu möglichen Erschließungsbetrieben durchgeführt sowie eine Machtstrukturanalyse. Diese beinhaltete auch die Analyse der politischen Verankerung der IG Metall Ostsachsen in der Region, als auch die Netzwerke politischer Akteure.  Die Strategie bestehend aus dem Dreiklang der strategischen Analyse, aktiver und rahmender Öffentlichkeitsarbeit und ganzheitliche Erschließung innerhalb einer ostsächsische Gesamtstrategie kam bereits von Beginn an zur Anwendung.

Direkt nach der Übernahme der Geschäftsstelle im September 2015 sollte einer der größten Betriebe der Geschäftsstelle, Bombardier in Görlitz, mit über 2.000 Beschäftigten geschlossen werden. Was folgte war einer der härtesten Abwehrkämpfe der Nachwendezeit in Ostsachsen. Bereits im Laufe des Jahres 2016 wurde nicht nur die Schließung des Görlitzer Standortes bekämpft, sondern Bombardier entschied auch, einen generellen massiven Stellenabbau durchzuführen, der auch den Bautzener Standort betreffen sollte.

Mit dem bevorstehenden Abwehrkampf konnten benannte Punkte erstmals auf die bestehenden Strukturen angewendet werden. Der Abwehrkampf um Bombardier war medial sichtbar und für den Konzern spürbar. An allen Stellen gab es jedoch auch Angebote, gemeinsam weiterzumachen und zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln.

Im März 2017 versammelten sich 3000 Kolleginnen und Kollegen zu einer Demonstration mit anschließender Kundgebung in Görlitz. Es war eine der größten Demos überhaupt.

Die Erfolge waren, dass Bombardier Görlitz nicht geschlossen wurde und auch nicht wird. Das Zukunftskonzept zur Transformation, welches die Arbeitnehmervertreter intensiv mit ausgearbeitet hatten, kommt zur Anwendung. Die Fragilität der Lage blieb jedoch durch Abhängigkeiten in der Auftragsvergabe bestehen.

In 2017 wurde die Schließung des Siemenswerks in Görlitz durch den Vorstand bekannt gegeben. Es folgte eine beispiellose Kampagne der IG Metall Ostsachsen, die mit vielen kreativen Aktionen (Lichterkette ums Werk, Fahrradtour nach München usw.), Kundgebungen aber auch der größten Demonstration mit anschließender Kundgebung überhaupt in Görlitz. 8000 Teilnehmer konnte die IG Metall Ostsachsen vermelden. Verglichen mit der Einwohnerzahl von Berlin wäre das, als wenn man über eine halbe Millionen Teilnehmer auf die Beine gebracht hätte.

Begleitet wurde all dies von intensiver Aktivierung der Kolleginnen und Kollegen und einem drehen der Stimmung in der Öffentlichkeit. Die IG Metall Ostsachsen ist heute einer der wichtigsten politischen Player in der Region.

Siemens bleibt in Görlitz und wächst als Standort unter Einbeziehung der Wasserstoffthematik. Der Stellenabbau ist minimal und konnte bisher komplett verhindert werden. In den nächsten Jahren baut Siemens 200 Stellen am Standort aus.

Parallel dazu wird  aktiv an den Zielbetrieben der Erschließung gearbeitet. In mehreren  großen Betrieben konnten Betriebsräte gewählt oder komplett für die IG Metall gewonnen werden. Darunter zählen unter anderem Borbet, beide Birkenstock Standorte und Maja Möbel in Wittichenau. Weitere Betriebsratsgründungen werden bereits vorbereitet.

Für Maja und Daimler haben wir Tarifbindung in der jeweiligen Fläche gefordert.

Bei Daimler Accumotive wurde  am 30. Juli 2019 ein erfolgreiches Verhandlungsergebnis erreicht. Ende 2017 hatte die Geschäftsstelle nicht ein einziges Mitglied an diesem Standort. Bei Maja befindet sich die Verhandlung in den Endzügen.  

In Bestandsbetrieben wie Ontex (ca. 550 Beschäftigte) werden wir über die Flächentarifierung hinaus einen Zukunftstarifvertrag verhandeln. Mit einer aktivierenden Mitgliederarbeit und guter Betreuung der Betriebsräte gelingt auch hier ein positiver Mitgliedertrend.

Tarifbindung zu halten und auszubauen wird nur auf der Machtgrundlage aktiver, beteiligter und vor allem vieler Mitglieder funktionieren. Da die Tarifarbeit den Kern der IG Metall ausmacht, muss es das oberste Gebot sein, dies abzusichern.

 

Von: em

Unsere Social Media Kanäle