Berichte aus den Betrieben

Kampf um Flächentarifvertrag bei Linde + Wiemann in Elstra geht weiter

05.11.2020 | Heute fand bei Linde + Wiemann in Elstra eine kurzfristig anberaumte Betriebsversammlung unter freiem Himmel statt. Der Arbeitgeber hat zum wiederholten Mal die Verhandlungen um den Flächentarifvertrag der sächsischen Metall- und Elektroindustrie abgebrochen. Die IG Metall Ostsachsen und der Betriebsrat sahen sich gezwungen, die Kolleginnen und Kollegen über die Auswirkungen des Abbruchs der Gespräche zu informieren und griffen zu dieser ungewöhnlichen Form. Unterstützung gab es heute von den Kolleg*innen aus dem Werk aus Dillenburg und von der Accumotive in Kamenz. Der Arbeitgeber soll zurück an den Verhandlungstisch, die kompromissbereite Linie der Arbeitnehmerseite ist somit beendet.

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Betriebsversammlung Linde + Wiemann Elstra

Lars Pietsch, Betriebsratsvorsitzender in Elstra spricht vor den Metaller*innen

Die Beschäftigten von Linde + Wiemann machen klar, was sie wollen. Her mit den Tarifvertrag

Eigentlich befand man sich in Elstra bereits auf der Zielgeraden. Im Frühjahr gab es das Bekenntnis der Arbeitgeberseite von Linde + Wiemann über die Einführung des Flächentarifvertrags der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie, wir hatten berichtet. Jetzt wurde am Standort ein Interims-Chef eingesetzt. Dieser will auf einmal von der Zusage nichts mehr wissen.

Dabei ist die Einführung des Tarifvertrags für das Werks mit 250 Beschäftigten mehr als dringend nötig. Seit 2014 gibt es am Standort, in dem Stanzteile für die Automobilindustrie gefertigt werden, einen Haustarifvertrag. Wegen der massiven Lohnunterschiede, die zum Teil 20 Prozent unterhalb der Fläche liegen, drohen der Verlust wertvoller Fachkräfte an benachbarte, flächentarifvertragsgebundene Unternehmen. Der wirtschaftliche Schaden, der dadurch entsteht, ist wesentlich höher als die notwendige Investition in vernünftige Löhne.

Die heutige Betriebsversammlung, auf der auch Betriebsräte aus dem Linde + Wiemann Werk in Dillenburg und der Accumotive in Kamenz teilgenommen haben, wird der Beginn einer harten Auseinandersetzung werden. Die Kolleginnen und Kollegen in Elstra wollen endlich Schluss mit der Niedriglohnpolitik machen und somit auch die Zukunft ihres Standorts sichern.

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall sagte zum Abbruch der Gespräche: „Auch ohne Pandemie begleiten uns solche Prozesse seit Jahren: Die Arbeitgeber machen ihre Hausaufgaben nicht und versuchen dann alles auf dem Rücken der Beschäftigten abzuladen. Das machen wir nicht mehr mit. In Ostsachsen werden wir weiter daran arbeiten, dass Tarifverträge der Standard und nicht die Ausnahme sind. Linde und Wiemann sehen wir als Schlüssel dafür, dass auch im Bereich der Zulieferer Innovation, Mut und Vorausplanung zum Erfolg führen und dazu gehört auch eine angemessene Entlohnung derer, die die Werte erzeugen und das sind nun einmal die Beschäftigten!“

Christian Göbel, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen sagte: „Wir haben in den Verhandlungen viel Verständnis gezeigt und auf gegenseitiges Vertrauen gesetzt. Wir waren auf einem guten Weg mit klarem Blick auf das Ziel. Kurz vor Ende der Verhandlung wurde uns erneut der Stecker gezogen. Dies ist absolut inakzeptabel. Mit diesem Verhalten stellt der Arbeitgeber sein sozialpartnerschaftliches Verhältnis mit IG Metall und Betriebsrat komplett in Frage. Wir werden den Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zurückholen und sind gezwungen uns von unserer bisherigen, kompromissbereiten Linie zu distanzieren.“

Lars Pietsch, Betriebsratsvorsitzender Linde + Wiemann Elstra ergänzte: „Selbst unsere Kollegen vom Betriebsrat aus dem Hauptwerk aus Dillenburg unterstützen uns heute. Wir sind innerhalb der Werke sehr gut vernetzt und lassen uns nicht mehr spalten. Dieses Ost-West-Gefälle muss endlich beseitigt werden. Unsere Löhne sind tatsächlich so niedrig, dass wir hier sogar ein Ost-Ost-Gefälle haben. Damit ist jetzt Schluss.“

Von: em

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