Betriebsratswahlen

Starke Mehrheit für das Team IG Metall bei Sick

28.04.2022 | Bei Sick in Ottendorf-Okrilla hatten Beschäftigte, Betriebsrat und die IG Metall in den letzten Monaten das Thema 35-Stundenwoche im Fokus. Das Konzept für eine Betriebsvereinbarung steht, erste Sondierungsgespräche haben bereits mit dem Arbeitgeber stattgefunden. Im April gingen bei der Betriebsratswahl 8 von 9 Mandaten an das Team IG Metall.

Betriebsratsteam bei Sick - Foto: IG Metall

Das Thema Angleichung wird damit für die Kolleginnen und Kollegen endlich greifbar. Mit mehr als 300 Beschäftigten ist SICK Engineering das Kompetenzzentrum der SICK AG für Ultraschall-Messtechnik. Hauptanwendungsfelder sind die Öl- und Gasindustrie. Daneben bietet SICK Engineering Lösungen zur Durchflussmessung im Bereich Emissionsüberwachung, Prozessgasmessung und weiteren industriellen Anwendungen. Ein Interview mit Rico Wiedner, Betriebratsvorsitzender bei SICK:

Rico, Du bist nun seit vier Jahren Betriebsrat und übernimmst im neuen Betriebsratsgremium mit mehr Frauen und jüngeren Kolleginnen und Kollegen den Vorsitz. Welches Thema steht bei Euch ganz oben auf der Liste?

Nur ein Thema ganz vorn anzustellen, entspricht nicht unserer Philosophie. Wir sind im Gremium thematisch breit aufgestellt und wollen das für die Mitbestimmung in unserem Betrieb auch so nutzen. Nach der Wahl konnten wir in unserem Team neue Kollegen und Kolleginnen begrüßen, das wird die noch einmal maßgeblich die Zusammenarbeit verändern, darüber freue ich mich sehr.

Wir haben viele Themen, die uns sehr wichtig sind. Sicherlich wollen wir die Verhandlung zur 35-Stundenwoche erfolgreich abschließen, wir wollen aber auch unsere Auszubildenden und Dual-Studierenden unterstützen und erreichen, dass alle nach ihrem Abschluss einen sicheren Arbeitsplatz bekommen. Für dieses Thema konnten wir zum Beispiel Anna-Lena Brand fürs Gremium gewinnen. Sie war vorher JAV- und KJAV-Vorsitzende. Es ist gut, wenn wir die Themen unserer jungen Beschäftigten mitdenken.

Momentan gilt zum Beispiel die Übernahmegarantie aus unserem Tarifvertrag für Studierende nur für die Standorte in Baden-Württemberg. Aber auch an den Standorten in Ostsachsen, Hamburg und Düsseldorf sind Studierende beschäftigt.

Sehr wichtig ist uns die Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen. Zur Gesundheit wollen wir uns viel mehr einbringen und die große Anzahl der verschiedenen Arbeitsgruppen optimieren und die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung, HR, Schwerbehindertenvertretung und Betriebsrat effektiver gestalten.

Im Konzern beschäftigt uns die Ausrichtung der Strategie bis 2030. Als Betriebsrat werden wir sehr genau darauf achten, dass sie immer im Sinne der Beschäftigten gedacht und umgesetzt wird. Als Sensorhersteller werden wir sicher von der Transformation und der vierten industriellen Revolution stark profitieren, aber das muss dann auch positive Auswirkungen auf unsere Kolleginnen und Kollegen haben. Am Standort stellen wir viele Produkte für fossile Brennstoffe wie Gas und Kohle her, daher wird die Dekarbonisierung unser Geschäft stark verändern.

Wie habt Ihr es geschafft, den Arbeitgeber von der 35-Stundenwoche zu überzeugen?

Na, noch ist er ja nicht so ganz überzeugt, das werden wir in den nächsten Wochen aber bestimmt hinbekommen. Aber der Vorschlag kam schon mal gut an, denn im ersten Sondierungsgespräch hat uns der Arbeitgeber Themen genannt, die ihm am Herzen liegen. Genau diese haben wir in unserem Vorschlag berücksichtigt. Außerdem sind wir eher konservativ gestartet, dafür aber fair, fundiert und detailliert und denken so, den Arbeitgeber von unserer Idee überzeugen zu können.

Wann genau werdet Ihr im Betrieb die 35-Stundenwoche einführen?

Schlussendlich wissen wir es bis dato noch nicht. Aber bis 2028 wollen wir mit dem Thema durch sein. Das passt alles ganz gut in den Zeitkorridor zur Strategie unseres Unternehmens und eventueller Veränderungen im Tarifvertrag BBS, den wir ja genau im Blick haben. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind sehr motiviert, das zeigte eine Petition mit Foto im November 2021, bei der mehr als 70 Prozent der Belegschaft mitgemacht haben.   

Sick hat seinen Firmensitz in Baden-Württemberg. Wie steht es bei Euch mit den Tarifverträgen?

Wir haben einen Überleitungstarifvertrag zu den Flächentarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg, um genau zu sein, in Südbaden. Das ist eine absolute Besonderheit, wir sind damit einer der wenigen Betriebe, die das Entgeltniveau von Baden-Württemberg zahlen und liegen somit über den gezahlten Entgelten der Metall- und Elektroindustrie in ganz Ostdeutschland. Seit 2017 läuft die Überleitung, 2021 mussten wir einen Ergänzungstarifvertrag verhandeln, da sich die Grundlage der Überleitung geändert hatte, dadurch konnten wir eine Angleichung der Entgelte bis 2028 erreichen. Eine Zeitkomponente konnte verhandelt werden, vorher waren nur wirtschaftliche Kennzahlen des Mutterkonzerns für die Erreichung der Angleichung ausschlaggebend. Elf Jahre Überleitung sind unseres Erachtens schon ein sehr dickes Brett, aber wir sind froh, nun wenigstens das Thema ad acta gelegt zu haben.  

Wie sieht es bei Euch mit Vertrauensleute-Strukturen aus?

Das ist noch ein wenig die Achillesferse in unserer Gewerkschaftsarbeit am Standort. Wir haben einen Aktivenkreis gegründet, der sich regelmäßig trifft und dann über Aushänge oder persönliche Ansprachen über Neues informiert. Wir wollen nun den Aktivenkreis weiter stärken und daraus dann die Vertrauensleute stellen.

Wie informiert Ihr Eure Kolleginnen und Kollegen? Habt Ihr Tipps für die Kommunikation von Betriebsräten?

Während der Pandemie haben wir hauptsächlich über unseren BLOG im Intranet informiert, wir haben aber auch verschiedene Gesprächsrunden mit Abteilungen geführt. Ab und zu gab es Aushänge, die persönliche Ansprache ist ja leider etwas zum Erliegen gekommen. Hier werden wir uns definitiv wieder verbessern, denn das ist und bleibt das wichtigste Mittel.

 

 

 

Von: aw

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