05.11.2024 | Fuß aufs Gas und mächtig Druck: Kurz bevor in Radebeul am Nachmittag des 5. November die dritte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie begann, haben die Metallerinnen und Metaller von der Alstom- und Siemens Energy-Standorte in Görlitz eindrucksvolle Signale an die Arbeitgeber geschickt. Ihre Botschaft: Wir erwarten gleich Bewegung am Verhandlungstisch!
Die zweite Woche der Warnstreiks in der Region Ostsachsen begann am Mittag in Görlitz. Um Punkt 12.30 Uhr legten die Kolleginnen und Kollegen von Alstom ihre Arbeit nieder und versammelten sich vor dem Werktor. Dort startete um 12.45 Uhr ein Demonstrationszug Richtung Werktor von Siemens Energy, wo die Beschäftigten um 13 Uhr in einen einstündigen Warnstreik traten. Gemeinsam nahmen die Beschäftigten dort an einer Kundgebung teil. Mit vor Ort war auch der DGB Ostsachsen, der den Warnstreik tatkräftig unterstützte.
Aktiv für die Zukunft der Region
Die aktuelle Tarifrunde ist an diesem Tag nicht der einzige Grund, warum die Beschäftigten demonstrieren. Gleichzeitig machen sie auch auf die ungewisse Zukunft des Alstom-Standorts Görlitz aufmerksam.
„Wir stehen hier vor allem solidarisch zusammen für unsere Zukunft und die Zukunft unserer Region“, so Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. „Für die Alstom-Beschäftigten steht in diesen Tagen mehr auf dem Spiel als die Forderung in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie, schließlich hat der französische Waggonbauer die Schließung des Standorts Görlitz für Ende März 2026 avisiert.
Aktiv für mehr Tarif
„Wir stehen aber auch hier, weil die ersten beiden Verhandlungsrunden in der laufenden Tarifrunde gezeigt haben, dass es ohne Druck, ohne eure Bewegung vor den Werktoren keine Bewegung am Verhandlungstisch geben wird“, sagte Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. „Die Beschäftigten stehen hinter ihren Forderungen, weil sie wegen der hohen Inflation in den zurückliegenden Jahren dringend eine Finanzspritze brauchen. Und weil auch die deutsche Wirtschaft dringend mehr Kaufkraft der Menschen in Deutschland braucht.“
Das sagt nicht nur die IG Metall. Auch die Wirtschaftsforscher hatten zuletzt in ihren Herbstgutachten attestiert, dass mehr Kaufkraft die Wirtschaft ankurbelt.
Die IG Metall fordert 7 Prozent mehr Geld und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 170 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Weitere Ziele sind eine soziale Komponente für untere Einkommensgruppen und mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten.
Davon sind die mageren Angebote der Arbeitgeber auch nach zwei Verhandlungsrunden noch weit entfernt. Sie bieten nach neun Nullmonaten ab 1. Juli 2025 eine Erhöhung der Entgelte um 1,7 Prozent und um 1,9 Prozent zum 1. Juli 2026 bei einer Laufzeit von 27 Monaten.
Ob die Arbeitgeber die Botschaft ihrer Beschäftigten verstanden haben, zeigt sich noch am gleichen Tag. In Radebeul hat um 16 Uhr die dritte Verhandlungsrunde mit dem Verband der sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) begonnen.
Sollte es keine Bewegung am Verhandlungstisch geben, wird es die in den nächsten Tagen vor den Toren umso mehr geben. Daran ließen auch die Beschäftigten der Alstom- und Siemens Energy-Standorte in Görlitz am Mittag keinen Zweifel.
Berichterstattung
Sächsische Zeitung, 5.11.2024: „Warnstreik in Görlitz: Die Betriebe stehen zusammen“