Berichte aus den Betrieben

Tarifverhandlungen unterbrochen – Waggonbauer in Niesky vorm Tor

23.06.2021 | Mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen aus dem Werker- sowie Angestelltenbereich nahmen am Donnerstag an der Tarifinformationsveranstaltung der IG Metall Ostsachsen in Niesky teil. Nachdem der Arbeitgeber zur Tarifverhandlung erneut kein Angebot zur angemessenen Entgeltforderung in Höhe von 6 % unterbreitet hatte, wurden die Verhandlungen unterbrochen. Die Erwartungshaltung der Arbeitnehmerseite ist klar: Hier muss sich jetzt etwas bewegen

Tarifinfo beim WBN

Tarifinfo beim WBN

Tarifinfo beim WBN

Tarifinfo beim WBN

Tarifinfo beim WBN

Die Sonne knallt vom stahlblauen Himmel, es sind mehr als 30 Grad im Schatten. Dennoch kommen die Beschäftigten des Waggonbaus in Niesky zu ihrer Mittagspause vors Tor. Die Roadshow hat sich direkt vorm Verwaltungsgebäude positioniert, Musik dröhnt aus den Boxen, es gibt Eis und kalte Getränke. Viele tragen ihre roten IG Metall T-Shirts und sind gespannt, was die IG Metall Ostsachsen und ihr Betriebsratsvorsitzender, Peter Jurke aus den Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite zu berichten hat.

Eileen Müller,Gewerkschaftssekretärin und Verhandlungsführerin sagte: „Wir fordern den Arbeitgeber auf, jetzt endlich ein adäquates Angebot im Zuge unserer Forderung nach 6 Prozent mehr Entgelt vorzulegen. Im Zusammenhang dessen, wollen wir endlich mehr Entgeltgerechtigkeit herstellen, indem wir das Entgeltrahmenabkommen (ERA) einführen. Viele Beschäftigte sind seit Jahren hier im Unternehmen tätig und krebsen im unteren Entgeltbereich ohne Entwicklungs- und Differenzierungsmöglichkeiten herum. Das muss sich ändern, auch um Anreize zu schaffen und Fachkräfte zu binden. Und natürlich muss Ziel sein, den Waggonbau mal wieder in Richtung Entgelte der Flächentarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen zu führen. Hier ist die Schere bereits sehr weit auseinandergegangen. Seit geraumer Zeit drehen wir uns hier inhaltlich im Kreis. Im Gegenteil, der Arbeitgeber schlägt Modelle vor die eine weitere Lohnkostensenkung bedeuten würden. Das werden wir nicht zulassen, dem erklären wir eine deutliche Absage. Außerdem erwarte ich endlich im Rahmen der Tarifverhandlungen eine vernünftige und angemessene Gesprächsbasis. Arbeitgeberrechnungen im Sinne dessen, dass der Standort nur zu 60 Prozent produktiv sei, weise ich unter Betrachtung der einbezogenen Faktoren als absoluten Quatsch zurück. So können wir nicht verhandeln, das hat nichts mit Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen zu tun, das bedeutet einfach zugespitzt: Ihr seid schuld, dass der Laden nicht läuft, das ist eine absolute FRECHHEIT! Wir haben heute gezeigt, dass wir hier in Niesky zusammenstehen und dass wir im Zweifel nicht nur bereit, sondern vor allem in der Lage sind, weiter zu eskalieren.“

Hintergrund:

Der Waggonbau in Niesky hat eine mehr als bewegende Geschichte hinter sich. Mehrere Insolvenzen und neue Eigentümer sorgten dafür, dass die Beschäftigten immer wieder Abstriche bei ihren tarifvertraglichen Leistungen machen mussten, indem sie einen sogenannten Sanierungsbeitrag leisteten. Ende 2018 wurde das slowakische Unternehmen Tatravagónka mit Sitz in Poprad neuer Eigentümer. Die IG Metall fordert nun 6 Prozent mehr Geld sowie die Einführung des Entgeltrahmenabkommens und eine perspektivische Heranführung der Entgelte an den Flächentarif der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen.

Von: em

Unsere Social Media Kanäle