Tarifrunde Metall-und Elektroindustrie

Warnstreik bei Alstom: Ohne die Beschäftigten läuft hier nichts

09.03.2021 | Heute haben rund 300 Metaller*innen bei Alstom (ehemals Bombardier) in Bautzen die Arbeit niedergelegt. Sie verleihen damit ihren Forderungen in der laufenden Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie Nachdruck. Und nehmen ihr Grundrecht auf die Teilnahme am Warnstreik gemäß der geltenden Infektionsschutzbestimmungen wahr. Die Botschaft an die Arbeitgeber ist deutlich: WIR SIND KAMPFBEREIT

Der Unmut bei den Beschäftigten in Bautzen ist groß. Die Übernahme der beiden sächsischen Bombardier-Standorte durch den französischen Konzern Alstom mit insgesamt rund 2000 Beschäftigten war Ende Januar abgeschlossen. In Bautzen arbeiten rund 1000 Menschen. Seit dem Jahr 2018 haben sie keine Entgelterhöhungen erhalten, und die Zukunft nach der Übernahme ist alles andere als gesichert – trotz prall gefüllter Auftragsbücher.

„Statt sich mit unseren Forderungen auseinanderzusetzen und sich an einer konstruktiven Debatte um die Zukunft und die Beschäftigungssicherung der Industriestandorte in Ostsachsen einzusetzen, bringen die Arbeitgeber in der Tarifrunde den Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder Verlängerungen der Arbeitszeit ins Spiel“, kritisierte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen.

Seit Beginn der Verhandlungen im Dezember habe es von den Arbeitgeber*innen vor allem eines gegeben: Absagen an die Tarifforderungen der IG Metall. „Sie wollen am liebsten eine Nullrunde und so wenig wie möglich zurückzahlen“, sagte Jan Otto. „In der Pandemie haben die Kolleg*innen in vielen Betrieben unvermindert weiter produziert, teilweise unter erschwerten Bedingungen. Dafür erwarten wir Wertschätzung und nicht eine derartige Ignoranz.“

„Wir als IG Metall wollen die Zukunft der Industrie jetzt aktiv gemeinsam mit den Unternehmen gestalten – hierbei erwarten wir aber eine Akzeptanz unserer Vorschläge und Ideen auf Augenhöhe. Wir setzen uns nicht an den Katzentisch, wir wollen mitbestimmen. Gerade im Bereich des Schienenfahrzeubaus gibt es auch politisch erheblichen Nachholbedarf. Alle reden von der Energiewende und wollen den Klimawandel verhindern: Dies wird aber ohne Verkehr auf der Schiene nicht funktionieren!“

Für Otto ist die aktuelle die wichtigste Tarifrunde der letzten 40 Jahre. „Wir müssen jetzt die Errungenschaften der IG Metall verteidigen, sonst droht eine nachhaltige Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.“ Zudem gehe es bei besonders bei Alstom auch darum, der neuen Eigentümerin zu zeigen, dass wir gute und geltende Tarifverträge haben, die die Kolleg*innen auch geschlossen verteidigen werden“, so Otto.

Hintergrund:

Die IG-Metall fordert ein Volumen von vier Prozent mehr Geld für zwölf Monate, das zur Sicherung von Beschäftigung und Einkommen eingesetzt werden soll. Neben betrieblichen Zukunftstarifverträgen sind auch ein tarifliches Angleichungsgeld und die Verbesserung der Übernahmeregelungen für Auszubildende Thema in den Tarifverhandlungen. Nachdem am 26. Februar die dritte Verhandlungsrunde mit dem Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) ergebnislos verlaufen war, hatte die IG Metall ab dem 2. März zu Warnstreiks aufgerufen.

Im IG-Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen haben bisher über 7000 Beschäftigte zeitweise für ihre Forderungen die Arbeit niedergelegt.

Von: em

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