26.08.2024 | Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten von Borbet Sachsen in Kodersdorf nehmen weiter an Fahrt auf. Nachdem sich IG Metall und Arbeitgeber in einem ersten Tarifvertrag auf die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie verständigt hatten, haben am 23. August nun auch die Verhandlungen über die weiteren Forderungen der IG Metall begonnen. Am Tag zuvor hatte das DGB-Frittenmobil im Rahmen seiner Kampagne „Eintreten für die Tarifwende“ in Kodersdorf Station gemacht.
„Die Kolleginnen und Kollegen bei Borbet in Kodersdorf arbeiten auf Hochtouren, das Werk ist voll ausgelastet“, sagt Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. „Das muss sich zukünftig endlich auch finanziell für sie auszahlen. Dass sie von allen europäischen Borbet-Standorten am schlechtesten bezahlt werden, nehmen wir nicht länger hin.“
Die IG Metall hat die Geschäftsführung deshalb bei der Fortsetzung der Tarifverhandlungen am 23. August aufgefordert, die Entgelte der Kolleginnen und Kollegen kurzfristig deutlich anzuheben. „Die Beschäftigten müssen dauerhaft und schnell mehr in der Tüte haben“, sagt Krzysztof Iwanowski, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen. „Das erste Treffen verlief in konstruktiver Atmosphäre. Wir hoffen, dass der Arbeitgeber diesen Weg so mit uns weitergeht und erwarten von der Geschäftsführung bereits bei unserem nächsten Termin am 17. September ein konstruktives und verhandlungsfähiges Angebot.“
Langfristiges Ziel, das die IG Metall bei Borbet in Kodersdorf verfolgt, ist die Anerkennung aller Tarifverträge der sächsischen Metall- und Elektroindustrie, einschließlich der Einführung des Entgeltrahmenabkommens (ERA) für eine transparente und faire Bezahlung der Beschäftigten.
Erster Tarifvertrag bescherte Inflationsausgleichsprämie
In einem ersten Schritt hatte die IG Metall zu Beginn des Sommers den ersten Tarifvertrag für die Borbet-Beschäftigten in Kodersdorf überhaupt erkämpft. Dieser garantierte ihnen bis August eine Inflationsausgleichsprämie von 800 Euro in zwei Schritten. Gleichzeitig hatten sich IG Metall und Arbeitgeber darauf verständigt, zeitnah über einen Entgelttarifvertrag zu verhandeln, der die Kolleginnen und Kollegen dauerhaft entlastet.
Möglich gemacht hatten dies zwei starke Warnstreiks, mit denen die Borbet-Beschäftigten in der ersten Jahreshälfte Druck für ihre Forderungen entfaltet hatten. „Ohne die Kampfbereitschaft der Beschäftigten und die große Solidarität vieler Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben, hätte es am Verhandlungstisch keine Bewegung gegeben“, sagt Krzysztof Iwanowski. „Dass die IG Metall nicht nur von Warnstreiks spricht, sondern sie auch kann, haben wir der Geschäftsführung in Kodersdorf eindrucksvoll demonstriert.“
„Eintreten für die Tarifwende“ – DGB-Frittenmobil zu Besuch in Kodersdorf
Am Vortag der Verhandlung, am 22. August, hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit seinem Frittenmobil bei Borbet Sachsen in Kodersdorf Station. Ziel der Tour ist es, bundesweit mit der Kampagne „Eintreten für die Tarifwende“ für mehr Tarifbindung zu sorgen. Mit dem Besuch signalisierte der DGB den Kolleginnen und Kollegen seine Solidarität und Unterstützung auf dem Weg zum ersten Entgelttarifvertrag. Die Aktion bei Borbet stand zudem unter dem Motto „Mit Tarifvertrag ist mehr für Dich drin“.
DGB und IG Metall Ostsachsen hatten nicht nur jede Menge Informationen rund um das Thema Tarifvertrag für die Kolleginnen und Kollegen dabei, sondern gaben auch eine Runde Pommes aus – 170 Portionen Pommes wurden bei der zweistündigen Aktion serviert. Doch nicht nur die Pommes lockten, auch der Infostand war gut besucht. Es gab viele interessante Gespräche und auch einige Neuaufnahmen, weil die Kolleginnen und Kollegen verstanden haben, dass gemeinsam mit der IG Metall für alle mehr drin ist.
Hintergrund:
Borbet verfügt über mehrere Standorte in Deutschland. In Kodersdorf arbeiten circa 560 Beschäftigte für einen der weltweit führenden und erfolgreichsten Hersteller von qualitativ hochwertigen Leichtmetallrädern. Seit Anfang Januar 2024 hat die IG Metall mit dem Arbeitgeber über bessere Arbeitsbedingungen verhandelt – und mit der Inflationsausgleichsprämie nun erstmals einen Tarifvertrag erkämpft.