Neue Halberg Guss

"Wir können nicht einfach nur Zuschauen" - Unbefristeter Streik bei Neue Halberg Guss in Leipzig

15.06.2018 | Um 6 Uhr am Donnerstagmorgen hat der unbefristete Streik der Beschäftigten der Neue Halberg Guss in Leipzig begonnen. Die in der IG Metall organisierten Beschäftigten aus der Früh-, Spät- und Nachtschicht haben am Mittwoch mit 98,37 Prozent für Arbeitskampf bei der Neue Halberg Guss GmbH in Leipzig gestimmt. Die Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag mit Neue Halberg Guss für Leipzig und Saarbrücken waren am Mittwoch gescheitert.

„Dieser Kampf ist stellvertretend für alle Beschäftigten in Ostdeutschland“, sagte Olivier Höbel, IG Metall Bezirksleiter Berlin-Berlin-Sachsen, beim Streik-Auftakt um 7 Uhr morgens in Leipzig. „Es geht um die Absicherung der sozialen Existenz, aber auch um die Ehre und Würde von hart arbeitenden Menschen, die sich nicht zum Spielball von mächtigen Kapitalinteressen machen lassen. Das Grundrecht auf Streik ist das Recht auf Notwehr gegen die Zumutungen des Systems der Profitmaximierung.“

Die IG Metall fordert in den Verhandlungen mit Halberg Guss eine Qualifizierungsgesellschaft und einen arbeitgeberfinanzierten Treuhandfonds, aus dem beispielsweise Abfindungen oder Maßnahmen zur Vermittlung in neue Jobs bezahlt werden, wenn Arbeitsplätze verloren gehen sollten. Die Forderungen sind Teil eines Sozialtarifvertrags. Sie wurden in einer Tarifkommission beschlossen, welche am Dienstagabend an beiden Halberg-Standorten durch die Metallerinnen und Metaller gewählt wurden.

Der zweite Verhandlungstermin in Saarbrücken war am Mittwoch aus Sicht der IG Metall ergebnislos verlaufen. Die betrieblichen Tarifkommissionen in Leipzig und Saarbrücken haben daraufhin das Scheitern der Verhandlungen erklärt und die Urabstimmungen eingeleitet. Der Versuch von Halberg Guss Warnstreiks und Urabstimmung zu verhindern, scheiterte vor dem Arbeitsgericht Leipzig.

Hintergrund der Auseinandersetzung sind anhaltende Vertragsstreitigkeiten zwischen dem Autobauer Volkswagen und einem seiner größten Zulieferer, der Prevent-Gruppe. Jeden Tag gehen Millionen über den Tisch, um diese Streitigkeiten zu regeln. Doch bei denjenigen, die diese Werte täglich erwirtschaften, kommt davon nichts an. Die Kolleginnen und Kollegen sehen, wie ihre Arbeitsplätze in Gefahr sind. Das  Tochterunternehmen der Prevent Gruppe, die Neue Halberg Guss GmbH, hatte angekündigt, das Werk in Leipzig mit 610 Stammbeschäftigten und rund 90 Leiharbeitern Ende 2019 zu schließen und in Saarbrücken 300 Stellen abzubauen.

„Wir können nicht länger einfach nur Zuschauen wie sich die Prevent-Gruppe und VW Bälle zuspielen - oder auch nicht. Die Belegschaft mit ihren Familien verdienen eine Planbarkeit ihres Lebens und eine Perspektive. Wir haben lange genug auf Zeichen und Reaktionen gewartet!“ sagte Thomas Jürs, Betriebsratsvorsitzender bei Neue Halberg Guss in Leipzig und frisch gewähltes Tarifkommissionsmitglied.

Die Betriebe der IG Metall Ostsachsen stehen soldarisch hinter den Beschäftigten der Neue Halberg Guss. Betriebsratsvorsitzender René Straube von Bombardier Transportation in Görlitz sagt: "Es ist eine riesige Schweinerei, die hier auf dem Rücken unserer Kolleginen und Kollegen ausgetragen wird. Sie werden zum Spielball der Auseinandersetzung zwischen VW und Prevent gemacht."

Von: em

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