Accumotive in Kamenz

„Ein bedeutender Tag für die ganze Region Ostsachsen“ - Flächentarifvertrag für die Accumotive in Kamenz unterzeichnet

10.09.2019 | Seit Ende letzten Jahres befand sich die IG Metall Ostsachsen in Tarifauseinandersetzungen mit der 100-prozentigen Daimler Tochter in Kamenz. Nun haben es die knapp 2.000 Beschäftigten des Standorts gemeinsam mit ihrer IG Metall endlich geschafft, der Tarifvertrag zur Einführung des Flächentarifvertrags der sächsischen Metall- und Elektroindustrie wurde von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite unterzeichnet. Für die Region Ostsachsen ist dies ein bedeutender Tag.

Heute wurde in Kamenz nun endlich besiegelt, wofür die Kolleginnen und Kollegen der Accumotive in Kamenz lange gekämpft haben. Die Verhandlungspartner IG Metall und Arbeitgeber unterzeichneten die Einführung des Flächentarifvertrags der sächsischen Metall- und Elektroindustrie. Die erzielten Verhandlungsergebnisse und die Geschwindigkeit der Einführung des Entgeltniveaus des Flächentarifvertrags suchen hierbei bundesweit ihres Gleichen. Durch Beitritt der Accumotive  in den Verband der sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) besiegelte die Standortleitung das zukünftig sozialpartnerschaftliche Vorgehen mit der IG Metall. Die Zukunftsfähigkeit des Werks und die Strahlkraft für die Region, auch in Anbetracht des Strukturwandels und der damit einhergehenden Energiewende stets für beide Vertragspartner im Fokus.

Betriebsräte und Aktive im Betrieb sorgten mit ihrem Engagement für die Durchsetzungsstärke der IG Metall. Gemeinsam mit den Beschäftigten kamen kreative Ideen und ein langer Atem zu tragen. Noch Anfang August gab es zum Beispiel eine verhandlungsbegleitende Kundgebung, bei der sich mehr als 500 Kolleginnen und Kollegen beteiligten. Mit einer Fotopetition, die sie den Verhandlungsführenden auf der Bühne überreichten, rückten sie die noch offenen Forderungspunkte mit Nachdruck in den Mittelpunkt. In erster Linie ging es hierbei um Zeitkorridore zur Absenkung der Arbeitszeit, mehr Urlaubstage und vordringlich die Gleichbehandlung der vor Ort eingesetzten Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern. Auf einer entsprechend großen Leinwand wurden deutschlandweite Solidaritätsbekundungen von Metallerinnen und Metallern anderer Unternehmen übertragen. Auch Betriebsräte aus Ostsachsen und des Daimlerwerks in Ludwigsfelde, sprachen den Kolleginnen und Kollegen in ihrem Kampf um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen Mut zu.

Andreas Jaschke Betriebsratsmitglied und Redner auf Kundgebung sagte zu den anwesenden Kolleginnen und Kollegen: „Wir haben monatelang in unserer Tätigkeit als Betriebsrat mit der Geschäftsführung über Entgelt, über Eingruppierungen und über Bänder gesprochen. Trotz guter Argumente sind wir nicht vorangekommen.  Wir wollten eine vernünftige Bezahlung, wir wollten ausreichend Urlaub und wir wollten Arbeitszeiten, die auch noch Freizeit nach der Arbeit möglich machen. Nur gemeinsam mit der IG Metall ist Bewegung in das Ganze gekommen. Und dann haben wir in 1,5 Jahren das geschafft, wofür die Kolleginnen und Kollegen im Westen zum Teil 30 oder 40 Jahren gebraucht haben. Darauf bin ich besonders stolz.“

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen und in Teilen Verhandlungsführer kommentierte die Verhandlungsergebnisse wie folgt: „Heute ist ein bedeutender Tag für die gesamte Region Ostsachsen. Wir haben in den letzten 4 Jahren an vielen Stellen bewiesen, dass wir als IG Metall eine aktive Industriepolitik für Ostsachsen gestalten. Sei es im Abwehrkampf, bei der Gründung von Betriebsräten oder wie hier, bei der Installation von Tarifverträgen.  Die Accumotive ist für die Region eine der größten und bedeutendsten Arbeitgeberinnen, da sie zum einen am Ende der Transformation steht und somit positiv die Energiewende gestaltet, zum anderen aber auch zeigt, dass diese Region eine Zukunft als Energieregion hat.  Zusammen mit allen vereinbarten Regelungen liegt der effektive Entgeltzuwachs innerhalb der nächsten 5 Jahre für einen Produktionsmitarbeiter bei 7.000 bis 10.000 Euro, das ist beachtlich und sucht bundesweit seines Gleichen. Bereits heute stehen wir in vielen Betrieben der Region in den Startlöchern, um die Kolleginnen und Kollegen bei ihren Kämpfen zu unterstützen.“

 

Die erzielten Verhandlungsergebnisse sind:

 

  • Juli 2019 – Einmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro
  • November 2019 – Einmalzahlungen in Höhe 2.000 Euro
  • Ab Januar 2020 – 60 Prozent der Entgeltdifferenz zum Flächentarifvertrag, 29 Tage Urlaub, Übernahme von Auszubildenden, davon 70 Prozent unbefristet
  • Ab März 2020 – Vierteljährige Auszahlungen von 5-prozentigen Leistungszulagen
  • Mai 2020 – 30 Prozent Urlaubsgeld
  • Ab August 2020 – halbjähriger Unternehmensbonus
  • November 2020 – 33 % Weihnachtsgeld
  • Ab Januar 2021 – 30 Urlaubstage, 90 Prozent der Entgeltdifferenz zum Flächentarifvertrag
  • Ab Februar 2021 - halbjähriger Unternehmensbonus
  • Ab Mai 2021 – jedes Jahr 50 Prozent Urlaubsgeld
  • Ab Juli 2021 – 100 Prozent Entgelt wie im Flächentarifvertrag
  • Ab November 2021 – jedes Jahr 55 Prozent Weihnachtsgeld
  • Ab Januar 2022 – Reduzierung der Leiharbeiterquote auf Prozent, 39 h Woche
  • Ab Januar 2023 – Reduzierung der Leiharbeiterquote 25 Prozent, 38h Woche
  • Ab Januar 2024 – Reduzierung der Leiharbeiterquote 20 Prozent

Von: em

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