Tarifverhandlungen bei der Accumotive

"Heute ist ein bedeutender Tag für die gesamte Region Ostsachsen" - Flächentarifvertrag für die Accumotive in Kamenz erreicht

30.07.2019 | Mehr als 500 Kolleginnen und Kollegen der Accumotive in Kamenz haben heute zur verhandlungsbegleitenden Kundgebung, zu der die IG Metall Ostsachsen aufgerufen hatte, noch einmal klares Signal an die Standortleitung gesendet. Die Tarifverhandlungen über die Einführung des Flächentarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen ist damit erfolgreich beendet worden. Für den Standort und die Region Ostsachsen ist es mehr als ein Erfolg. Das erreichte Ergebnis ist wegweisend, sucht bundesweit seines Gleichen und stärkt die Region Ostsachsen im Rahmen des Strukturwandels und der damit einhergehenden Energiewende.

Heute haben mehr als 500 Kolleginnen und Kollegen der Accumotive in Kamenz, während der stattfindenden abschließenden Tarifverhandlungen, mit einer Kundgebung noch einmal ihren Forderungen Nachdruck verliehen. Mit einer Fotopetition, die sie den Verhandlungsführenden auf der Bühne überreichten, rückten sie die noch offenen Forderungspunkte in den Mittelpunkt. In erster Linie ging es um Zeitkorridore zur Absenkung der Arbeitszeit, mehr Urlaubstage und vordringlich die Gleichbehandlung der vor Ort eingesetzten Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern. Auf einer entsprechend großen Leinwand wurden deutschlandweite Solidaritätsbekundungen von Metallerinnen und Metallern anderer Unternehmen übertragen. Auch Betriebsräte aus Ostsachsen, u.a. von Siemens, Ontex und Bombardier sowie des Daimlerwerks in Ludwigsfelde, sprachen den Kolleginnen und Kollegen in ihrem Kampf um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen Mut zu.  

Seit Ende letzten Jahres befindet sich die IG Metall Ostsachsen in Tarifverhandlungen mit der 100-prozentigen Daimler Tochter in Kamenz.  Die bereits erzielten Verhandlungsergebnisse und die Geschwindigkeit der Einführung des Entgeltniveaus des Flächentarifvertrags der sächsischen Metall- und Elektroindustrie suchen bereits jetzt bundesweit ihres Gleichen. Mit Beitritt des Standorts in den Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie besiegelte die Standortleitung das gemeinsame Vorgehen mit der IG Metall und unterstrich das gemeinsame Ziel. Die Zukunftsfähigkeit des Werks und die Strahlkraft für die Region, auch in Anbetracht des Strukturwandels und der damit einhergehenden Energiewende stehen somit bei beiden Verhandlungspartnern im Fokus.

Die Verhandlungsergebnisse sind unter anderem eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro sowie das Erreichen des tariflichen Entgelts der Fläche in weniger als 24 Monaten. Effektiv heißt das für einige Beschäftigte bereits ab dem 1.1.2020 zwischen 200 und bis zu 600 Euro mehr pro Monat in der Tasche.

Andreas Jaschke Betriebsratsmitglied und Redner auf Kundgebung sagte zu den anwesenden Kolleginnen und Kollegen: „Wir haben monatelang in unserer Tätigkeit als Betriebsrat mit der Geschäftsführung über Entgelt, über Eingruppierungen und über Bänder gesprochen. Trotz guter Argumente sind wir nicht vorangekommen.  Wir wollten eine vernünftige Bezahlung, wir wollten ausreichend Urlaub und wir wollten Arbeitszeiten, die auch noch Freizeit nach der Arbeit möglich machen. Nur gemeinsam mit der IG Metall ist Bewegung in das Ganze gekommen. Und dann haben wir in 1,5 Jahren das geschafft, wofür die Kolleginnen und Kollegen im Westen zum Teil 30 oder 40 Jahren gebraucht haben. Darauf bin ich besonders stolz.“

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen und in Teilen Verhandlungsführer kommentierte die Verhandlungsergebnisse wie folgt: „Heute ist ein bedeutender Tag für die gesamte Region Ostsachsen. Wir haben in den letzten 4 Jahren an vielen Stellen bewiesen, dass wir als IG Metall eine aktive Industriepolitik für Ostsachsen gestalten. Sei es im Abwehrkampf, bei der Gründung von Betriebsräten oder wie hier, bei der Installation von Tarifverträgen.  Die Accumotive ist für die Region eine der größten und bedeutendsten Arbeitgeberinnen, da sie zum einen am Ende der Transformation steht und somit positiv die Energiewende gestaltet, zum anderen aber auch zeigt, dass diese Region eine Zukunft als Energieregion hat.  Zusammen mit allen vereinbarten Regelungen liegt der effektive Entgeltzuwachs innerhalb der nächsten 5 Jahre für einen Produktionsmitarbeiter bei 7.000 bis 10.000 Euro, das ist beachtlich und sucht bundesweit seines Gleichen. Bereits heute stehen wir in vielen Betrieben der Region in den Startlöchern, um die Kolleginnen und Kollegen bei ihren Kämpfen zu unterstützen.“

Hintergrund:

Die Accumotive in Kamenz ist in den letzten zwei Jahren massiv gewachsen, aktuell hat sie knapp 2.000 MitarbeiterInnen, davon circa 50 Prozent LeiharbeitnehmerInnen. Am Standort werden Batterien für Hybride, Bordnetze und Vollbatterien für die gesamte Daimler-Flotte gebaut. Seit Ende Dezember hatte die IG Metall Ostsachsen den Daimler zu Tarifverhandlungen aufgefordert, nachdem es ein einstimmiges Votum der Mitgliederversammlungen dazu gab. Mit viel Kreativität und einem langen Atem kämpfen die Beschäftigten gemeinsam mit der IG Metall um die Einführung des Flächentarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen.

Von: em

Unsere Social Media Kanäle