Alstom in Bautzen und Görlitz

Unterstützung für die Beschäftigten bei Alstom in Bautzen und Görlitz: „In die Zukunft investieren, statt Leute auf die Straße schicken!“

01.09.2022 | Am 1. September 2022 besuchten Abgeordnete der SPD-Bundestagsfraktion im Rahmen ihrer zweitägigen Klausurtagung in Dresden das Alstom-Werk in Bautzen. Am Rande gab es ein Gespräch mit Müslüm Yakisan, Präsident der Region Deutschland-Österrreich-Schweiz des Alstom-Konzerns, Burkhard Reuter, Leiter Operations bei Alstom, Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und zuständig für die Perspektive Ost, Carsten Schneider, Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland,

Werktor Alstom Bautzen - Foto: IG Metall

Detlef Müller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestags, René Straube, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Alstom sowie Betriebsratsvorsitzender des Alstom-Standortes in Görlitz, Mario Orlando Campo, Betriebsratsvorsitzender des Alstom-Standortes in Bautzen sowie den zuständigen Politischen Sekretären/-innen der IG Metall Ostsachsen Eileen Müller und Axel Drescher.  

Anlass für das Gespräch war die immer noch im Raum stehende Ankündigung des Managements von Alstom, bis zu 150 Arbeitsplätze im Werk in Bautzen und bis zu 400 im Görlitzer Werk abzubauen. Der französische Konzern Alstom hatte 2021 Bombardier übernommen. Die IG Metall Ostsachsen fordert ein Bekenntnis von Alstom zu beiden Standorten und entsprechende langfristige Zukunftsperspektiven.    

„Alstom ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Wer Know-how aus dem Werk zieht, gefährdet den Standort und damit viele Arbeitsplätze auch in Betrieben der Region. Mehr Verkehr soll künftig auf die Schiene. Der Bedarf für Waggonbau und Schienenfahrzeuge wird steigen. Jetzt geht es darum, in die Zukunft zu investieren, statt Leute auf die Straße zu schicken. Gemeinsam mit Politik und anderen gesellschaftlichen Akteuren werden wir für die Zukunft der Werke kämpfen“, sagte Axel Drescher, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen, am Rande des Treffens.

Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und zuständig für die Perspektive Ost, betonte: „Wenn uns die Krisen der vergangenen Monate und Jahre eins gezeigt haben, dann das: resiliente Wertschöpfungsketten sind ein Grundpfeiler für eine stabile Industrieproduktion in Deutschland. Die ständigen Bestrebungen der Arbeitgeber, zu verlagern, haben sich als krisenverschärfend herausgestellt. Damit muss Schluss sein. An den beiden Standorten in Bautzen und Görlitz kommt hinzu, dass ein zentrales Basisprodukt der Energie- und Verkehrswende produziert wird. Ohne die Schienenfahrzeuge, die hier in höchster Qualität produziert werden, wird die Verkehrs- und Energiewende nicht gelingen und die klimapolitischen Ziele werden verfehlt. Wir fordern deshalb von der Geschäftsführung den Erhalt der 1.300 Arbeitsplätze und den Ausbau der Fertigungsstandorte mit guter Arbeit in Ostsachsen. Wir müssen die Verkehrs- und Energiewende auch vom Produkt her denken.“

Für die Beschäftigten im Werk sprach Mario Orlando Campo, Betriebsratsvorsitzender bei Alstom Bautzen: „Unser Werk in Bautzen hat eine lange Tradition und feiert in diesem Jahr sein 176-jähriges Bestehen. Die Kolleginnen und Kollegen bauen motiviert mit gutem Know-how an einem breiten Produktportfolio, von der Straßenbahn u.a. Dresden bis hin zum High Speed Zug ICE-4 in unterschiedlichster Fertigungstiefe für den Schienenmarkt. Wir hatten in den letzten Jahrzenten immer wieder Rückschläge: Nach der Flut haben wir 2010 unser Werk wieder mitaufgebaut und wir haben alle Umstrukturierungen und Transformationen bei Bombardier mit erheblichen Einschnitten im Werk gemeistert. Wir fordern jetzt die Probleme in ihren Ursachen zu lösen und nicht nur die Symptome zu stillen, um eine langfristige Zu(g)kunftsperspektive nicht nur für die Beschäftigten in Bautzen, sondern für Alstom in Deutschland zu sichern.“

René Straube, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates von Alstom und Betriebsratsvorsitzender  im Werk Görlitz: „ Der Besuch im Alstom-Werk in Bautzen am Rande der Klausur der SPD-Fraktion war für die Parlamentarier eine gute Gelegenheit, sich hier bei uns in Ostsachsen über die enge Verknüpfung der Themen Strukturwandel, Energie- und Verkehrswende beispielhaft am Alstom-Standort in Bautzen zu informieren. Die Lausitz ist nach wie vor eine starke Bahnindustrieregion, neben Alstom in Bautzen und Görlitz gilt dies auch für unsere Kolleginnen und Kollegen in Niesky und Vetschau. Der Bahnbranche kommt eine besondere Bedeutung in einer an nennenswerten Industrien armen Region zu. Unsere Beschäftigten betonen und fordern immer wieder zu Recht, dass es an starken vergabe- und beschaffungspolitischen Regelungen fehlt, damit künftig steuerfinanzierte deutsche Aufträge nicht in Asien oder Osteuropa, sondern hier in Deutschland abgearbeitet werden. Die unlängst erfolgte Vergabe eines Großauftrags durch die DB ohne jeglichen Fertigungsanteil im Inland darf sich nicht wiederholen.“

Hintergrund:

In der Region Ostsachsen ist der Schienenfahrzeughersteller Alstom ein wichtiger Arbeitgeber. Im Werk in Bautzen und Görlitz arbeiten rund 2.000 Beschäftigte. Zahlreiche Lieferanten sowie auch der Güterwaggon-Hersteller Waggonbau Niesky sind ebenfalls in der Region ansässig.

Die IG Metall Ostsachsen betont, dass sich durch die vielfältigen Verflechtungen enorme Möglichkeiten für einen erfolgreichen Strukturwandel ergeben. Die Klimakrise sowie der steigende Bedarf nach alternativen Mobilitätslösungen zeigen den Weg in Richtung Zukunft, auch die Errichtung eines Testzentrums „TETIS“ untermauere die Vision eines Bahnlandes Sachsen/Ostdeutschland.

 

Von: aw

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