Tarifrunde Metall-und Elektroindustrie

Warnstreik bei Bosch: Es geht um die Zukunft

10.03.2021 | Mehr als 100 Metaller*innen haben heute bei Bosch in Sebnitz die Arbeit niedergelegt. Die IG Metall Ostsachsen hatte ihre Mitglieder im Rahmen der laufenden Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie zu dem Warnstreik aufgerufen. Die Beschäftigten zogen am Vormittag vors Tor des Werkes in der Siedlerstraße – unter Einhaltung der geltenden Infektionsschutzbestimmungen und Abstandsregeln. Die IG Metall hatte im Vorfeld der Tarifrunde ein eigenes Hygienekonzept entwickelt, damit die Kolleg*innen auch in der Pandemie sicher ihr Grundrecht auf Streik wahrnehmen können.

Bei Bosch in Sebnitz arbeiten rund 450 Menschen. Mit dem Warnstreik wollten sie zum einen den Druck in der Tarifrunde erhöhen. Nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden seit Dezember erwartet die IG Metall, dass sich die Arbeitgeber*innen endlich mit den Forderungen der Gewerkschaft auseinandersetzt. „Statt sich an einer konstruktiven Debatte um die Zukunft und die Beschäftigungssicherung der Industriestandorte in Ostsachsen einzusetzen, bringen die Arbeitgeber in der Tarifrunde den Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder Verlängerungen der Arbeitszeit ins Spiel. Sie wollen am liebsten eine Nullrunde und nutzen die Pandemie, um die Arbeitsbedingungen zu schleifen“, kritisierte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen, „aber nicht mit uns. Es wird weitere Streiks geben, wenn die Arbeitgeber nicht einlenken.“

Dazu komme, dass bei Bosch Produktionsverlagerungen ins Ausland drohen. „Damit würde das Produktionsvolumen in Sebnitz und an den anderen Bosch-Standorten sinken“, erklärte Jan Otto. „Damit drohe mittelfristig auch der Abbau von Industriearbeitsplätzen in der Region Ostsachsen. „Es kann nicht angehen, dass die Produkte billig im Ausland produziert und dann hier teuer verkauft werden“, so Jan Otto weiter, „denn die qualitativ hochwertigen Elektrowerkzeuge aus Sebnitz müssen sich dann auch die Menschen hierzulande leisten können.“

Bei Bosch in Sebnitz fertigen die Beschäftigten zum größten Teil Bohrhämmer und Winkelschleifer für den professionellen und privaten Einsatz.

„Mit ihrem Warnstreik haben die Kolleg*innen, die seit Beginn der Pandemie unter den erschwerten Bedingungen weiter produziert haben, ein deutliches Zeichen gesetzt: Sie erwarten nun eine Wertschätzung ihrer Arbeit und zukunftsfähige Lösungen, um ihre Arbeitsplätze langfristig zu sichern“, sagte Jan Otto.

Hintergrund:

Die IG-Metall fordert ein Volumen von vier Prozent mehr Geld für zwölf Monate, das zur Sicherung von Beschäftigung und Einkommen eingesetzt werden soll. Neben betrieblichen Zukunftstarifverträgen sind auch ein tarifliches Angleichungsgeld und die Verbesserung der Übernahmeregelungen für Auszubildende Thema in den Tarifverhandlungen. Nachdem am 26. Februar die dritte Verhandlungsrunde mit dem Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) ergebnislos verlaufen war, hatte die IG Metall ab dem 2. März zu Warnstreiks aufgerufen.

Im IG-Metall-Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen haben bisher mehr als 7.000 Beschäftigte in der ersten Warnstreikwoche zeitweise für ihre Forderungen die Arbeit niedergelegt.

Von: em

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