Gewerkschaftstag 2023

Zeit für Zukunft: Anna-Lena Brand fährt für die Geschäftsstelle Ostsachsen zum Gewerkschaftstag nach Frankfurt

09.10.2023 | Am 22. Oktober beginnt in Frankfurt am Main der 25. Ordentliche Gewerkschaftstag der IG Metall. Fünf Tage nehmen sich die 421 Delegierten aus ganz Deutschland „Zeit für Zukunft“ und stellen die Weichen für die Arbeit der IG Metall in den kommenden vier Jahre. Für die Geschäftsstelle Ostsachsen ist Anna-Lena Brand mit dabei. Im Interview berichtet die 24-Jährige, mit welchen Erwartungen sie nach Frankfurt reist, wie sie sich vorbereitet und warum die IG Metall Ostsachsen eine bessere Beteiligung polnischer Kolleginnen und Kollegen fordert.

Anna-Lena Brand (24) ist Vertriebsingenieurin und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Sick Engineering. In der IG Metall ist sie Vorsitzende des Ortjugendausschusses in Ostsachsen und als Jugenbildungsreferentin aktiv.

Anna-Lena, nur noch wenige Tage, dann ist es so weit und der IG Metall-Gewerkschaftstag beginnt. Mit welchen Erwartungen fährst Du nach Frankfurt?
Ich freue mich auf spannende Diskussionen und Debatten. Die wird es ganz bestimmt geben, schließlich geht es auch um die Neuausrichtung unserer Organisation, nicht nur was das Führungspersonal im Vorstand betrifft. Auch inhaltlich erwarte ich einiges an innovativen Schüben für die Zeit, die vor uns liegt. Die Anträge, über die wir diskutieren, lassen jedenfalls vermuten, dass die IG Metall in den kommenden Jahren ordentlich was bewegen wird. Außerdem sind solche Zusammentreffen ja auch immer eine gute Gelegenheit, Kolleginnen und Kollegen aus anderen Teilen Deutschlands kennenzulernen und sich mit ihnen zu vernetzen. Diese Erfahrung habe ich zu Beginn des Jahres auch schon bei der Bundesfrauenkonferenz in Willingen gemacht. Also: Der Gewerkschaftstag wird bestimmt eine tolle Erfahrung, die ich in Frankfurt machen werde – persönlich und beruflich.

Du gehörst mit gerade 24 Jahren bestimmt zu den jüngeren Teilnehmenden ...
… das stimmt wohl. Aber es geht ja letztlich auch um die Zukunft der jungen Generation in der Industrie. Dafür müssen wir uns auch einbringen und unsere Stimme erheben. Ein solcher Gewerkschaftstag bietet gerade uns Jüngeren eine super Chance, unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und sie mitzugestalten.

Wie bereitest Du Dich darauf vor?
Ich habe an den Delegiertenvorbesprechungen im Bezirk teilgenommen. Zweimal haben wir uns getroffen und uns darüber ausgetauscht, was für eine gute industrielle Entwicklung speziell in unserer Region notwendig ist, wo unsere Schwerpunkte liegen und wie wir mit den Anträgen umgehen wollen. Die Anträge habe ich alle gelesen und mich zu vielen auch mit den Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle, im Ortsvorstand und auch bei uns im Betrieb ausgetauscht.

Die Geschäftsstelle Ostsachsen hat selber vier Anträge an den Gewerkschaftstag formuliert. Einer davon nimmt die Kolleginnen und Kollegen aus Polen in den Blick. Warum?
Unsere Geschäftsstelle befindet sich in der Grenzregion zum Nachbarland Polen. Landesgrenzen trennen längst nicht mehr so, wie das früher der Fall war. Die Region wächst weiter zusammen und viele der Beschäftigten im Organisationsbereich der Geschäftsstelle Ostsachsen haben ihre Heimat in Polen. Es gibt bei uns Betriebe, in denen mehr als die Hälfte der Belegschaft aus dem Nachbarland kommt. Mittlerweile sind mehr als zehn Prozent unserer betrieblichen Mitglieder im Bereich der Geschäftsstelle aus Polen, dieser Anteil wird weiter steigen.

Worum geht es in dem Antrag?
Viele unserer polnischen Kolleginnen und Kollegen sind der deutschen Sprache nicht mächtig, besitzen nur Grundkenntnisse und haben in ihrer polnischen Heimat außerdem nur wenig oder keine Erfahrungen mit gewerkschaftlicher Betätigung gemacht. Das erschwert uns ihre Ansprache und die Beteiligung. Unser Anspruch ist es aber, unsere polnischen Mitglieder, Betriebsräte und Vertrauensleute angemessen einzubeziehen. Wir haben zwar in unserer Geschäftsstelle einen Kollegen mit polnischer Muttersprache, aber das reicht nicht aus. Deshalb fordern wir den Vorstand auf, die bereits bestehenden Möglichkeiten zur Gewinnung von polnischen Beschäftigten mit dem Ziel auszubauen, ihre aktive Beteiligung zu fördern. Das würde die Vielfalt der IG Metall noch mal stärken und neue Impulse für die ehrenamtliche Arbeit schaffen.

Mit welchen Mitteln wollt Ihr das erreichen?
Da gibt es einige Möglichkeiten. Zum Beispiel durch Ansprachetrainings und Qualifizierungsmaßnahmen für polnischsprachige Betriebsräte, Aktive und Vertrauensleute. Oder die Publikation wichtiger Infomaterialien auch in polnische Sprache. Sinnvoll wäre es auch, einen polnischsprachigen Internetauftritt und ein Servicecenter zu entwickeln. Und wichtig wäre auch, in Kooperation mit dem DGB-Rechtsschutz eine polnischsprachige Rechtsberatung zu arbeits- und sozialrechtlichen Fragen zu etablieren.

Warum muss der Antrag auf jeden Fall angenommen werden?
Aus zwei Gründen: Weil es kollegial ist, die polnischen Kolleginnen und Kollegen dort abzuholen, wo sie stehen und sie aktiv zu beteiligen. Und weil ausländische Beschäftigte ein großes Organisationspotenzial für die IG Metall darstellen. Unsere Durchsetzungsfähigkeit und letztlich auch unsere Zukunftsfähigkeit hängt stark von unserer Mitgliederstärke ab. Insofern passt der Antrag perfekt zum Motto des diesjährigen Gewerkschaftstages: Zeit für Zukunft!

Von: kk

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