Gewerkschaftstag 2023

Zeit für Zukunft: Kai Hölzel erklärt im Interview, warum die IG Metall Ostachsen Ausbau und Stärkung der Bahnindustrie fordert

02.10.2023 | Der Gewerkschaftstag der IG Metall rückt immer näher. Ab dem 22. Oktober stellen die 421 Delegierten aus ganz Deutschland die Weichen für die IG Metall in den kommenden vier Jahren. Sie wählen nicht nur einen neuen Vorstand, sondern diskutieren auch über Entschließungen, Leitanträge und politische Anträge. Die IG Metall-Geschäftsstelle Ostsachsen hat vier Anträge eingebracht. Kai Hölzel, Ersatzdelegierter aus Ostsachsen, stellt den Antrag vor, der ihm von den vieren besonders wichtig ist.

Kai Hölzel (48) ist Betriebsratsvorsitzender bei Ontex Hygieneartikel. Er ist Mitglied im Ortsvorstand und in der Delegiertenversammlung der IG Metall Ostsachsen sowie Mitglied in der Tarifkommission Textil Ost. Foto: privat

Kai, die Delegiertenversammlung hat Dich zum Ersatzdelegierten gewählt. Was bedeutet das?
Die Delegiertenversammlung wählt immer genauso viele Ersatzdelegierte wie Delegierte, in unserem Fall also zwei Delegierte und zwei Ersatzdelegierte. Sollte ein Delegierter ausfallen, rückt der Ersatz nach.

Das heißt, Du musst nur nach Frankfurt reisen, falls Stephan Lauckner ausfallen sollte. Bereitest Du Dich trotzdem auf den Gewerkschaftstag vor?
Auf jeden Fall. Auch für den Fall, dass ich kurzfristig einspringen muss, muss ich vorbereitet sein. Die Flut der Anträge – mehr als 500 –, über die der Gewerkschaftstag im Oktober in Frankfurt diskutiert und entscheidet, liest sich nicht so nebenbei und auf die Schnelle, falls ich zum Einsatz komme. Wir beraten uns in der Geschäftsstelle über die Anträge und ich nehme auch an unseren bezirklichen Vorbesprechungen zum Gewerkschaftstag teil.

Welche Erwartungen hast Du an den Gewerkschaftstag?
Ich hoffe natürlich, dass unsere Anträge aus Ostsachsen angenommen werden!

Welcher Eurer vier Anträge aus Ostsachsen liegt Dir besonders am Herzen?
Mir persönlich ist der Antrag zum Ausbau und zur Stärkung der Bahnindustrie sehr wichtig. Traditionsreiche Betriebe der Bahnindustrie haben in Deutschland eine lange Geschichte und sind in den einzelnen Regionen fest verwurzelt. Das soll auch so bleiben, Know-how und Arbeitsplätze dürfen nicht verloren gehen. Leider ist gerade in unserer Region aktuell oft das Gegenteil der Fall, wie das Beispiel des letzten Güterwagenherstellers in Deutschland – Waggonbau Niesky – zeigt.  

Worum geht es in dem Antrag?
Mit diesem Antrag soll der Vorstand der IG Metall beauftragt werden, die Deutsche Bahn, den Gesellschafter (Bundesregierung) sowie alle am Bahnbetrieb teilnehmenden Unternehmen aufzufordern, einen wesentlichen Anteil an Fertigungsvolumen entlang der Wertschöpfungskette an regionalen Schienenprodukten in Deutschland herzustellen. Außerdem soll einen Aufnahme regionaler Hersteller in die Vergaberichtlinien von Bund und Ländern unter Beachtung sozialer und ökologischer Aspekte (zum Beispiel CO2-Bilanz, soziale Komponente, Stärkung regionaler Unternehmen) verpflichtend sein. Die IG Metall soll die Branchenpolitik für die Bahnindustrie aktiv mit den Ehrenamtlichen und Geschäftsstellen weiter intensivieren und ausbauen und ein Konzept für die Bereitstellung personeller Ressourcen im Rahmen eines „Schienenteams“ entwickeln und umsetzen.

Warum ist es wichtig, dass der Antrag auf dem Gewerkschaftstag angenommen wird?
Was wir seit einiger Zeit erleben, ist ein anhaltender Trend der strategischen Deindustrialisierung in der Branche in Deutschland. Aktuellste Beispiele sind, wie schon erwähnt, in Ostsachsen der Waggonbau Niesky oder der bundesweite Kampf um die Erhaltung der Arbeitsplätze in den deutschen Alstom-Werken. Die Bahnindustrie ist eine Schlüsseltechnologie, um die Verkehrs- und Energiewende zu erreichen. Auch deshalb ist es wichtig, diese Arbeitsplätze und das Know-how langfristig zu erhalten.

Von: kk

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