16.02.2023 | Die IG Metall protestiert mit einem bundesweiten Alstom-Aktionstag gemeinsam mit Betriebsräten und den Belegschaften gegen Stellenabbau und Lohnkürzungen in der deutschen Bahnindustrie. Auch die sächsischen Alstom-Werke in Bautzen und Görlitz beteiligen sich. Am Standort Bautzen fand ab 10:00 Uhr eine außerordentliche Betriebsversammlung statt, an der u.a. die IG Metall-Bezirksleiterin Irene Schulz, der DGB-Landesvorsitzende Markus Schlimbach, Marko Schiemann, Landtagsabgeordneter CDU und weitere Gäste teilgenommen haben.
Im Görlitzer Werk wurde zeitgleich eine innerbetriebliche Informationsaktion durch den Betriebsrat in allen Abteilungen und Fertigungsbereichen im Werk durchgeführt.
Mit dem Aktionstag am 16. Februar an den ostdeutschen Standorten Bautzen, Görlitz und Hennigsdorf und am Freitag in Salzgitter macht sich die IG Metall kurz vor Verhandlungen mit dem Alstom-Management erneut für den Erhalt aller Arbeitsplätze in der deutschen Bahnproduktion stark.
Irene Schulz, IG Metall-Bezirksleiterin der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und geschäftsführendes Vorstandsmitglied: „Wir brauchen mehr und nicht weniger Bahnindustrie in Deutschland. Wir fordern Alstom auf, die Beschäftigung zu sichern und in die Zukunft zu investieren. Ein Stellenabbau in der Bahnindustrie ist unsozial und rückwärtsgewandt. Und er schadet dem Klimaschutz im Verkehr. Ohne leistungsfähige Industrie kommen wir beim Ausbau des Bahnverkehrs nicht voran. Probleme werden nicht durch Entlassungen und Gehaltskürzungen gelöst. Probleme werden durch eine Zukunfts-Strategie gelöst, mit der Alstom die Chancen in einem stark wachsenden Schienenmarkt nutzt.“
Mario Orlando Campo, Betriebsratsvorsitzender Alstom Bautzen: „Wir lehnen die Pläne des Unternehmens ab, die Kosten für Missmanagement zu tragen. Wir Betriebsräte haben ein betriebswirtschaftlich durchgerechnetes Zukunftskonzept vorgelegt, mit dem sich alle Arbeitsplätze erhalten und Lohnkürzungen vermeiden lassen. Wir fordern das Management auf, endlich ernsthaft über Alternativen zu den kurzsichtigen Abbauplänen zu verhandeln. Alle reden vom Fachkräftemangel. Alstom aber vertreibt die Spezialisten, die wir dringend brauchen. So fallen die Standorte im Wettbewerb zurück. Das machen die Kolleginnen und Kollegen nicht mit. Wir wollen die Werke voranbringen und durch mehr Innovationen stärken, um der Belegschaft eine langfristige Zukunftsperspektive zu bieten.“
Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen: „Wir brauchen eine langfristige und tragfähige Zukunftsperspektive für beide Alstom-Standorte - für die Beschäftigten und für die Region Ostsachsen. Beide Standorte haben eine lange Tradition im Schienenfahrzeugbau. Das muss auch zukünftig so sein.“
Zum Hintergrund: An diesem Freitag gehen die Verhandlungen zwischen der IG Metall und Alstom über die Zukunft der Werke und die Kürzungspläne des Managements weiter. Das Unternehmen will in Deutschland 1.300 der rund 9.400 Stellen streichen. Die ostdeutschen Werke sind am stärksten betroffen. In Hennigsdorf will Alstom 350 bis 450 Arbeitsplätze abbauen, in Görlitz 300 bis 400, in Bautzen 100 bis 150 und im Headquarter Berlin 50 bis 100. Zudem verlangt das Management von den Beschäftigten einen Lohnverzicht. Die IG Metall lehnt Arbeitsplatzabbau und Lohnkürzungen ab und will mit einem Zukunftstarifvertrag eine dauerhafte Perspektive für die Alstom-Beschäftigten sichern.
Berichterstattung:
Sächsische.de am 16. Februar 2023
Radio Lausitz, 16. Februar mit O-Ton Uwe Garbe
Sächische Bautzen, 16. Februar 2023
MDR Sachsenradio, 16. Februar, 14.30 Uhr
MDR Fernsehen, Sachsenspiegel, etwa ab Minute 10:50