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Alstom setzt weiter auf Abbau statt auf Zukunft

27.05.2024 | Der Waggon-Rohbau soll umfangreich ins Ausland verlagert werden. Und: Die deutschen Standorte sollen schrumpfen und umfassende Kompetenzen verlieren. Nach den jetzt bekanntgegeben Plänen des Alstom-Managements sieht sich die IG Metall in ihrer Entscheidung bestätigt, den Zukunftstarifvertrag mit dem Schienenfahrzeugbauer zu kündigen: Der Rückzug aus dem Rohbau ist eine weitere Schwächung der deutschen Standorte und bedroht die Existenz einzelner Werke, so das Fazit von IG Metall und Gesamtbetriebsrat nach dem jüngsten formalen sogenannten Beschäftigungsausblick des Managements. Die IG Metall fordert jetzt das eingebrachte Geld der Beschäftigten zurück.

Tradition in Gefahr: Das Alstom-Management plant, den Waggon-Rohbau umfangreich ins Ausland zu verlagern. Ab April 2026 würde das für den Standort Görlitz bedeuten, dass es dort keine Auslastung mehr gibt. Foto: IG Metall

Im Beschäftigungsausblick des Managements hat das Unternehmen strategisch angekündigt, den Rohbau der Waggons aus Deutschland massiv abzuziehen und ins Ausland zu verlagern. Davon hart betroffen ist der Standort Görlitz, Auswirkungen bestehen ebenfalls auf Bautzen, Hennigsdorf, Salzgitter und Kassel.  In Görlitz existiert nach den aktuellen Plänen des Managements ab April 2026 keine Auslastung mehr. Wie es danach mit dem Standort weitergeht, ist unklar. Hennigsdorf soll wichtige ergänzende Kompetenzen für den Zugbau verlieren.

„Genau diese Situation hätte die vertragsgemäße Umsetzung des Zukunftstarifvertrags verhindert. Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall wollten mit ihrer Strategie Besser-statt-billiger die Standorte produktiver und damit wettbewerbsfähig und zukunftsfest machen. Alstom hat aber den Tarifvertrag von Anfang an mangelhaft umgesetzt“, sagt René Straube, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Alstom.

„Die IG Metall ist weiterhin bereit, gemeinsam mit der Unternehmensführung an der Wettbewerbsfähigkeit – und damit für den Erhalt aller Standorte – zu arbeiten“, sagt Jochen Homburg, Verhandlungsführer der IG Metall. „Diese Bereitschaft können wir auf der Arbeitgeberseite aber leider nicht erkennen. Wir sind darum auch nicht so blauäugig, dass wir nicht auch an einem Plan B arbeiten.“

Der Zukunftstarifvertrag betraf die Betriebe Hennigsdorf mit Hennigsdorf Drives, Görlitz, Bautzen, Siegen und Kassel. Um die Standorte und Arbeitsplätze zu sichern, hatten sich die Beschäftigten darauf eingelassen, finanzielle Beiträge – im Wesentlichen ihr Urlaubsgeld – zunächst als Versicherung einzubringen. Das Unternehmen hatte sich im Gegenzug verpflichtet, Investitionen in die deutschen Standorte zu tätigen, um sie nach den Jahren der Vernachlässigung wieder wettbewerbsfähig zu machen. Dies wurde von Alstom aber nicht wie vorgesehen umgesetzt. Die IG Metall sah sich daraufhin gezwungen, den Tarifvertrag zu kündigen und fordert nun das einbehaltene Geld der Beschäftigten zurück.

Berichterstattung
Sächsische Zeitung, 27. Mai 2024: Waggonbau Görlitz/Bautzen: Aufträge reichen noch bis Mitte 2026
Radio Lausitz, 27. Mai 2024: IG Metall kündigt Zukunftsvertrag mit Alstom

Radio Lausitz, 25. Mai 2024: Görlitzer Waggonbau vor dem Aus?
Tagesspiegel, 24. Mai 2024: Kein Waggonbau mehr in Görlitz. Alstom legt Auslastungspläne vor

Von: IG Metall/kk

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