20.04.2024 | Die Weichen stehen auf Zukunft. Die konstituierende Delegiertenversammlung der IG Metall Ostsachsen hat am 19. April die Bevollmächtigten und den Ortsvorstand für die nächsten vier Jahre gewählt. Uwe Garbe wurde als Erster Bevollmächtigter bestätigt. Neuer Zweiter Bevollmächtigter (ehrenamtlich) ist Stephan Lauckner, Betriebsratsvorsitzender bei Accumotive in Kamenz.
„Danke für das große Vertrauen, das Ihr mir entgegenbringt“, sagte Uwe Garbe, der alte und neue Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ostsachsen, mit Blick auf ein herausragendes Wahlergebnis von 97,7 Prozent der Stimmen. „Damit habt Ihr mir und meinem Team einen großen Auftrag für die kommenden vier Jahre erteilt. Gemeinsam werden wir hier einiges bewegen und für faire Arbeitsbedingungen in einer tollen Region sorgen.“
Ihm zur Seite steht mit Stephan Lauckner ein neuer Zweiter Bevollmächtigter, der mit seinem Wahlergebnis von 95,5 Prozent der Stimmen ebenfalls jede Menge Rückenwind erhielt. Der Betriebsratsvorsitzende von Accumotive in Kamenz löst Gerd Kaczmarek ab. Der langjährige Betriebsratsvorsitzende von Alstom (ehemals Bombardier) in Bautzen hat seine berufliche Tätigkeit beendet und stellte sich nach vielen Jahren als ehrenamtlicher Zweiter Bevollmächtigter nicht wieder zur Wahl. Stephan Lauckner, der zuvor bereits im Ortsvorstand aktiv war, freute sich über die große Zustimmung der Delegierten und versprach, „gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen für mehr Sicherheit und Stabilität in der Region zu kämpfen“.
Der neue Ortsvorstand
Unterstützt werden die beiden Bevollmächtigten und das Geschäftsstellenteam dabei vom neu gewählten Ortsvorstand. Ihm gehören neben den beiden Bevollmächtigten die folgenden elf Beisitzerinnen und Beisitzer an: Mario Orlando Campo (Alstom Bautzen), Jens Ehrlichmann (Bosch Powertools), Kai Hölzel (Ontex), Nicky Jakob (Walterscheid Getriebe), Toni Menzel (Alstom Görlitz), Lars Pietsch (Linde & Wiemann), Elisabeth Schube (Accumotive), Joachim Schur (AGA), Tina Wählt (Birkenstock), Rico Wiedner (Sick Engineering) und Ronny Zieschank (Siemens Energy).
„Danke für Euer Engagement“
Ausgeschieden sind Steffen Beier, Karin Jacob, René Straube und Katja Winter. Dank galt auch Rolf Harder, langjähriger AGA-Vorsitzender. Uwe Garbe würdigte ihr langjähriges Engagement und ihr Know-how, das sie in die Geschäftsstelle Ostsachsen eingebracht haben. Neben warmen Worten, viel Applaus und guten Wünschen für die Zukunft überreichte Uwe Garbe den anwesenden Kollegen, die aus ihren Funktionen ausgeschieden sind, - Gerd Kaczmarek, Steffen Beier und Rolf Harder – auch Blumen.
Weitere Wahlen
Gewählt wurden im Rahmen der konstituierenden Delegiertenversammlung auch die Mitglieder der bezirklichen Tarifkommissionen für die Metall- und Elektroindustrie, für Textil Ost, für die Holz verarbeitende Industrie und für die Leiharbeit sowie die Delegierten und stellvertretenden Delegierten für die Bezirkskonferenz.
Viel Schwung und neue Formate: Delegiertenversammlung mal anders
Bevor die Kolleginnen und Kollegen mit den Wahlen die Weichen auf Zukunft stellten, blickten sie im ersten Teil der Delegiertenversammlung zurück auf wichtige Entwicklungen der vergangenen vier Jahre. Dabei startete die erste Delegiertenversammlung des laufenden Jahres gleich mit viel Schwung und war von Anfang an ganz anders als gewöhnlich – nicht nur, weil sie den Status einer konstituierenden Sitzung hatte.
Neue Formate wie das „Standogramm“ zu Beginn brachten gleich viel Bewegung in die Versammlung und gaben den Teilnehmenden Gelegenheit, sich neu zu sortieren oder auf einen Blick zu erkennen, wer der IG Metall schon wie lange die Treue hält.
Auch der Geschäftsbericht, der in Delegiertenversammlungen in der Regel frontal abläuft, kam in neuem Format daher. Sechs Kolleginnen und Kollegen – Gerd Kaczmarek (scheidender Zweiter Bevollmächtigter), Anna-Lena Brand (Gewerkschaftssekretärin für Erschließung in Ostsachsen), Caroline Wolfram (in der Geschäftsstelle für den Mitgliederservice zuständig), Martin Bläsche (zuständig für Kasse und Seminarorganisation in der Geschäftsstelle), Stephan Lauckner (Ortsvorstandsmitglied) und Uwe Garbe (Erster Bevollmächtigter und Kassierer) gaben in einer von Gewerkschaftssekretär Axel Drescher moderierten Runde Einblick in ihre Arbeitsgebiete. Weitere Kolleginnen und Kollegen ergriffen spontan die Gelegenheit, um über die Situation in ihren Betrieben zu berichten.
Rückblick
So erfuhren die Delegierten, welche Erfolge die IG Metall in den zurückliegenden Jahren erkämpft hat. Bei Capron in Neustadt zum Beispiel wurde erstmals eine Betriebsratswahl durchgeführt und die Tarifbindung erreicht, bei Linde & Wiemann in Elstra gilt jetzt der Flächentarifvertrag der sächsischen Metall- und Elektroindustrie und für die Beschäftigten des Kontraktlogistikers Rhenus in Kamenz wurde ein Tarifvertrag durchgesetzt.
Zu den schmerzlichen Erinnerungen, die während der Delegiertenversammlung noch einmal Erwähnung fanden, gehörte der von vornherein aussichtslose Kampf um Waggonbau Niesky, des letzten Güterwagenherstellers in Deutschland. Der Kampf war zum Scheitern verurteilt, weil der slowakische Eigentümer keinerlei Interesse am Standort und dem Know-how seiner Beschäftigten hatte und weil – nach wie vor – politische Rahmenbedingungen fehlen, die solchen Unternehmerentscheidungen einen Riegel vorschieben.
Was beschäftigt die IG Metall Ostsachsen aktuell?
Auch aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen kamen zur Sprache. So kämpft die IG Metall Ostsachsen derzeit zum Beispiel bei Borbet Sachsen um einen Tarifvertrag. Die Kolleginnen und Kollegen in Kodersdorf werden europaweit von allen Borbet-Standorten am schlechtesten bezahlt.
Erschließungssekretärin Anna-Lena Brand stellte zunächst erste Erschließungsaktivitäten vor, die sie bei Pewo und Havlat durchgeführt hat, und konnte auch schon einen großen Erfolg aus dem Möbelwerk Niesky vermelden, wo sich die Kolleginnen und Kollegen aktuell zu großen Teilen in der IG Metall organisieren, um gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen.
Dazu findet aktuell die Tarifrunde Textil Ost statt, bei deren Tarifauftakt die Kolleginnen und Kollegen von Ontex in Großpostwitz am 10. April gleich ein deutliches Zeichen ihrer Entschlossenheit an die Arbeitgeber geschickt haben. Und im Herbst startet dann auch schon die Metall- und Elektroindustrie in ihre nächste Tarifrunde.
„Packen wir es an!“
„Ihr seht, die Herausforderungen werden nicht kleiner. Es gibt einige Baustellen und dazu unerschlossene Betriebe in unserer Region, die wir in der kommenden Amtszeit für uns begeistern wollen, um mit ihnen für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu kämpfen und die Attraktivität unserer schönen Region weiter zu steigern“, erklärte Uwe Garbe zum Abschluss der ersten Delegiertenversammlung. „Packen wir sie gemeinsam an.“