02.05.2024 | „Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit.“ – Für diese drei Kernversprechen gewerkschaftlicher Arbeit haben zahlreiche Kolleginnen und Kollegen am 1. Mai in Bautzen, Görlitz und Weißwasser auf Straßen und Plätzen demonstriert und Gesicht gezeigt.
Rund 400 Menschen trafen sich am Tag der Arbeit auf dem Kornmarkt in Bautzen zu Kundgebung und Familienfest. Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen, begrüßte die Besucherinnen und Besucher. Er stellte das Motto des diesjährigen 1. Mai „Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit.“ vor.
Drei Leitmotive, mit denen die DGB-Gewerkschaften für die „dringend notwendige Tarifwende“ trommeln, sagt Uwe Garbe. Das Thema ist in Sachsen aktueller denn je, „denn in keinem anderen Bundesland arbeiten so wenig Beschäftigte ohne Tarifvertrag wie in Sachsen“. Das Motto des diesjährigen 1. Mai ist somit auch ein Auftrag an die verantwortlichen Akteure in der Politik, den Strukturwandel zu gestalten.
Darauf ging auch Kathrin Michel, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Kamenz, in ihrem Statement ein. „Wer arbeitet, muss von seinem Lohn auch gut leben können“, so Kathrin Michel. Sie kündigte an, dass die SPD deshalb ein Gesetz auf den Weg bringen wolle, das mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in tarifgebundene Arbeitsverhältnisse bringe.
5 Tage Bildungszeit für Sachsen
Die Hauptrede in Bautzen hielt Daniela Kolbe, stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen. Auch sie forderte den Ausbau der Tarifbindung in Sachsen, nutzte aber auch die Gelegenheit, noch einmal für die Bildungszeitkampagne eines breit aufgestellten Bündnisses mit mehr als 60 Bündnispartnern zu werben. „Weiterbildung braucht Zeit“, erklärte Kolbe, auch mit Blick auf die Transformation. „Deshalb haben wir den Volksantrag für fünf Tage Bildungszeit in Sachsen auf den Weg gebracht“, so die die stellvertretende DGB-Vorsitzende in Sachsen. „Was in 14 anderen Bundesländern möglich ist, fünf bezahlte Freistellungstage für Bildung, muss auch in Sachsen möglich sein.“ Bislang gibt es das Recht auf Bildungszeit nur in Sachsen und Bayern nicht. Bis Mitte April haben bereits mehr als 30.000 Menschen den Antrag unterschrieben. Mehr Informationen zur Bildungszeitkampagne und darüber, wo Unterschriften möglich sind, erhältst Du hier.
Neben den Maireden gab es für die Besucherinnen und Besucher auf dem Kornmarkt viel Gelegenheit zum Austausch oder sich über Gewerkschaftsarbeit und das Projekt „Revierwende“ zu informieren. Die Freien Zunftgesellen Oberlausitz ermöglichten Einblicke in handwerkliche Berufe – etwa Tischler, Schmiede oder Elektriker. Und auch die kleinen Festgäste kamen zum Beispiel auf der Hüpfburg voll auf ihre Kosten.
Höherer Mindestlohn, Rente mit 63 und warum Europa für die Jobs so wichtig ist
Viel Rückenwind für gewerkschaftliche Forderungen gab es in Görlitz von Lars Klingbeil, Bundestagsabgeordneter und einer der beiden SPD-Vorsitzenden. Er machte nach seiner Mairede in Chemnitz in Görlitz Station, wo er nicht nur ein zehnminütiges Statement hielt, sondern auch mit den Menschen direkt ins Gespräch kam und ihnen Rede und Antwort stand. In seinem Statement sprach er sich zum Beispiel für einen höheren Mindestlohn von 14 Euro und mehr aus und er erteilte der Abschaffung der Rente mit 63, wie es die FDP fordert, eine deutliche Absage.
Auch die bevorstehende Europawahl nahm Klingbeil in den Blick. Er erinnerte daran, dass Deutschland stark von der Europäischen Union (EU) profitiere, etwa jeder vierte Arbeitsplatz hierzulande hänge an der EU. Wer die EU abschaffen wolle, riskiere auch diese Jobs, so Klingbeil, der außerdem zu bedenken gab, wie wichtige Demokratie, Rechtsstaat und Vielfalt für die Wirtschaft sei.
Die traditionelle Mairede in Görlitz hielt Krzysztof Iwanowski, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen. Er betonte, wie wichtig gute Arbeits- und Lebensbedingungen für die Attraktivität einer Region sind. „Gerade deshalb sind Tarifverträge so wichtig, für die wir in der IG Metall Tag für Tag streiten und kämpfen, wie aktuell zum Beispiel bei Borbet Sachsen in Kodersdorf, wo die Kolleginnen und Kollegen von allen europäischen Standorten am schlechtesten bezahlt werden“, so Krzysztof Iwanowski.
Beim Familienfest mit dem Görlitzer Karneval- und Tanzsportverein sowie bei Musik von Bruckner & Fox kamen kleine und große Festbesucherinnen und -besucher auf ihre Kosten.
Maifest in Weißwasser
Bei viel Sonnenschein und blauem Himmel trafen sich zahlreiche kleine und große Besucherinnen und Besucher zum traditionellen Maifest in Weißwasser auf dem Sorauer Platz. Eine Mal- und Bastelstraße sowie eine Hüpfburg sorgten bei den kleinen Gästen für beste Unterhaltung. Musikalisch unterhielt auch in diesem Jahr die FB-Band wieder mit flotten Rhythmen.
Politische Reden fehlten aber auch in Weißwasser nicht. Die Mairede hielt Frederik Moch, Abteilungsleiter des DGB-Bundesvorstands.