02.05.2023 | „Ungebrochen solidarisch“ – gemeinsam gegen den Krisendauermodus. In Bautzen, Görlitz und Weißwasser haben zahlreiche Kolleginnen und Kollegen auf Straßen und Plätze Gesicht und rote Gewerkschaftsflaggen für ihre Ideale gezeigt. Sie haben für eine gerechte und friedliche Zukunft, für einen starken Sozialstaat und eine öffentliche Daseinsvorsorge demonstriert.
Octavian Ursu, Oberbürgermeister in Görlitz, begrüßte die Kolleginnen und Kollegen auf dem Vorplatz des Theaters. Er betonte, dass das diesjährige Motto des 1. Mai – „ungebrochen solidarisch“ – höchst aktuell sei. Er verfolge als Oberbürgermeister das Ziel, die vorhandenen Unternehmen in der Region zu stärken und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Positiv wertete Octavian Ursu die Schaffung des Innovationscampus bei Siemens und den Zukunftstarifvertrag für die Alstom-Beschäftigten.
Beim anschließenden Familienfest mit dem Görlitzer Karneval- und Tanzsportverein sowie Live-Rap mit Flaiz und Mic L kamen Groß und Klein auf ihre Kosten.
Auch in Weißwasser begeisterte ein Familienfest bei blendendem Wetter die kleinen und großen Besucherinnen. Eine Hüpfburg oder eine Mal- und Bastelstraße begeisterte die Kinder unter den Besuchern. Die FB-Band und Zauberer Luis unterhielten die Gäste jeden Alters mit ihren flotten Rhythmen und zauberhaften Aha-Effekten.
Politische Reden fehlten aber auch in Weißwasser nicht. Eileen Müller, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Ostsachsen, forderte Menschen in verantwortungsvollen Positionen auf, sich ihrer Vorbildfunktion bewusst zu werden und zum Wohle der Gesellschaft beizutragen. „Alle schreien nach Fachkräften“, so Eileen Müller. „Aber wo sollen die herkommen bei einem unterfinanzierten Bildungssystem und einem Zustand anhaltender Bildungsungerechtigkeit?“ 2,5 Millionen junge Menschen seien in Deutschland ohne Schul- oder Berufsabschluss – was oft gleichbeutend ist mit mangelnder Perspektive.
Unhaltbar sei es auch, dass wenige in dieser Multikrisenzeit, „in der wir uns derzeit befinden“, Milliardengewinne machen, während „für den Großteil der Gesellschaft und kleine Unternehmen Sprit, Strom oder Lebensmittelpreise nicht mehr bezahlbar sind“, so Eileen Müller. „Wir sind es, die den Wohlstand erzeugen, wir fordern mehr Gerechtigkeit. Dafür brauchen wir eine bessere Regulierung, höhere Löhne, die Entlastung unterer Einkommen und Renten, die zum Leben reichen. Dafür kämpfen wir Gewerkschaften jeden Tag und auf allen Ebenen.“ Je mehr sich in einer starken Gemeinschaft wie der IG Metall organisierten, je mehr sei erreichbar. Dafür brauche es viele „engagierte Menschen, die an einem Strang ziehen, sich stark machen für Kranke, Schwächere, Ärmere und Benachteiligte.“
Auch auf dem Kornmarkt in Bautzen trafen sich Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter am 1. Mai zu Kundgebung und Familienfest. Bundestagsabgeordnete Kathrin Michel (SPD), die als Gastrednerin geladen war, fand deutliche Worte zum Thema Strukturwandel. „Strukturwandel ohne Elektrifizierung wird nicht funktionieren“, sagte die Politikerin und forderte explizit die Elektrifizierung von Bahnstrecken in der Region. Auch der Ausbau erneuerbarer Energien, ebenso wie massive Investitionen in Netze und Speicherkapazitäten müsse vorangetrieben werden, um die Region wettbewerbsfähig und attraktiv zu erhalten.