Tarifrunde Textil Ost

Warnstreik mit Wumms! Ontex-Beschäftigte zeigen Arbeitgebern die rote Karte

05.06.2024 | Rote Fahnen, rote Westen, roter Rauch: 160 Ontex-Beschäftigte haben am Abend des 4. Juni vor ihrem Werktor in Großpostwitz ein deutliches Zeichen ihrer Entschlossenheit in der laufenden Tarifrunde der ostdeutschen Textilindustrie gesetzt. Mit ihrem ersten Warnstreik am Standort haben die Kolleginnen und Kollegen des Hygieneherstellers den Arbeitgebern die rote Karte gezeigt und sie unmissverständlich aufgefordert, ihre Blockadehaltung am Verhandlungstisch endlich abzulegen. In der dritten Verhandlungsrunde am 7. Juni, so die Botschaft der Beschäftigten, erwarten sie ein verhandlungsfähiges Angebot.

Warnstreik in den Abendstunden in Großpostwitz: keine Bewegung am Verhandlungstisch, dafür vor dem Werktor aber umso mehr. 160 Ontex-Beschäftigte in IG Metall-rot demonstrieren, dass sie hinter den Forderungen in der Tarifrunde stehen. Fotos: IG Metall

Eine Stunde hat die Nachtschicht ihre Arbeit im Werk niedergelegt. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der zuvor zu Ende gegangenen Spätschicht und Freischichtlern haben sie sich vor dem Werktor versammelt und dort für mächtig Bewegung gesorgt. Denn am Verhandlungstisch hat sich in zwei Runden nichts bewegt. Die Arbeitgeber haben ihren Beschäftigten weder eine stabile Reallohnentwicklung noch eine Angleichung Ost an West in Aussicht gestellt. Auch in der so wichtigen Frage der Altersteilzeit gab es keine Einigung.

Proteste provoziert
„Die Arbeitgeber haben durch ihre bisherige Haltung die Proteste der Beschäftigten provoziert. 
Es ist an der Zeit, dass sie endlich die hervorragende und wertvolle Arbeit anerkennen, die die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben tagtäglich leisten. Die Arbeit muss sich lohnen“, erklärte Krzysztor Iwanowski, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen und Mitglied der Verhandlungskommission.  

„Wir haben uns heute in voller Stärke vor dem Tor versammelt, um für unsere berechtigten Forderungen einzutreten“, rief Kai Hölzel, Betriebsratsvorsitzender von Ontex in Großpostwitz, den Warnstreikenden zu. „Wir brauchen eine Lösung, die die Reallohnverluste ausgleicht und uns Beschäftigten ein angemessenes und faires Einkommen sichert.“

Starke Bilder der Entschlossenheit
160 Beschäftigte haben für starke Bilder vor dem Werk des Tampon-Herstellers gesorgt und geschlossen demonstriert, dass sie sich nicht mit Magerkost abspeisen lassen. Aus gutem Grund: In Zeiten stark gestiegener Lebenshaltungskosten brauchen sie eine deutliche Lohnsteigerung, um ihre Ausgaben zu kompensieren.

Reallohnverluste ausgleichen – Kaufkraft erhalten
„Die Arbeitgeber müssen ihrer Verantwortung für die Beschäftigten endlich gerecht werden“, sagt Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. „Ich hoffe, sie haben diese deutliche Botschaft, die unsere Kolleginnen und Kollegen mit diesem starken ersten Warnstreik am Standort Großpostwitz gesendet haben, nun verstanden.“ Uwe Garbe wies auch darauf hin, dass die Arbeitgeber selbst ein Interesse daran haben sollten, „dass ihre Beschäftigten nicht jeden Cent dreimal umdrehen müssen, sonst droht ihn wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch die Kaufkraft der Menschen endgültig wegzubrechen – eine wichtige Säule der Konjunktur.“

Forderungen der IG Metall
Die IG Metall fordert in der laufenden Tarifrunde dauerhaft 8,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung, eine Inflationsausgleichsprämie sowie die Erhöhung der Jahressonderzahlung auf das West-Niveau von 100 Prozent. Außerdem sieht die Forderung vor, den Tarifvertrag zur Förderung der demografischen Altersteilzeit zu verlängern.

Nächste Verhandlungsrunde am 7. Juni in Meerane
Ob die Botschaft aus Großpostwitz bei den Arbeitgebern angekommen ist, wird sich am 7. Juni in Meerane zeigen. Dort findet die dritte Verhandlungsrunde mit dem Arbeitgeberverband vti statt. Sollten die Arbeitgeber dort weiter blockieren und auf stur schalten, sind die Ontex-Beschäftigten zu einer weiteren Eskalation bereit. Dass sie Arbeitskampf können, haben sie mit ihrem ersten diesmal nur einstündigen Warnstreik bewiesen.

„Es wird weitere Streiks geben, wenn der Arbeitgeberverband sich am Verhandlungstisch nicht bewegt und uns am kommenden Freitag kein ordentliches Angebot vorlegt“, machte auch Krzysztof Iwanowski noch einmal unmissverständlich deutlich.

Von: kk

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