13.05.2019 | Am Samstag fand in Bautzen die Aktivenkonferenz der IG Metall Ostsachsen statt. Unter der Teilnahme hochkarätiger Gäste, wie Christiane Benner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen und Anne Neuendorf, stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen nahmen mehr als 100 Aktive aus Betrieben der Region und Vertreterinnen und Vertreter anderer Einzelgewerkschaften an der Veranstaltung teil. Es wurde eine unterschriebene Resolution an den Ministerpräsidenten überreicht. Mit dieser wurden die Forderungen nach der die Energiewende und das Fortschreiten der Digitalisierung nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden darf, untermauert.
Die Lausitz steht im Zeichen des Wandels, ob Kohleausstieg, Digitalisierung, Globalisierung oder ständig wechselnde Geschäftsmodelle. Viele Betriebsräte und aktive Kolleginnen und Kollegen stehen vor Herausforderungen oder sind bereits von ihnen betroffen, denen es mit kreativen und intelligenten Lösungen zu begegnen gilt. Hierfür bedarf es Austausch an Erfahrungen und Aufzeigen von Handlungsfeldern und Problemlösungen. Ein Blick über den Tellerrand und der Zugang zu entsprechenden Netzwerken ist da eine gute Möglichkeit, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Mit spannenden Workshops zu den Themen Tarifbindung und Öffentlichkeitsarbeit wurde den betrieblichen und außerbetrieblichen Kolleginnen und Kollegen noch einmal die Möglichkeit gegeben Handlungsansätze ganz praktisch zu erfahren. In den DGB Foren Bildungszeit und Rente wurden Zukunftsfragen diskutiert. Die Foren und die Workshops ließen viel Raum um sich miteinander zu vernetzen. Als zentrales Element der Konferenz stand die Podiumsdiskussion mit den Sächsischen Ministerpräsidenten. Davor wurde eine unterschriebene Resolution an ihn übergeben, die den gemeinsamen Weg und auch den Anspruch an die Landespolitik ganz klar beschreibt.
Sie enthält Forderungen nach einem Bildungszeitgesetz, Absenkung der Arbeitszeit und eine politische Willensbekundung zu mehr Tarifbindung und Mitbestimmung im Betrieb. Außerdem wird die Ansiedlung neuer Industrien und Investitionen in die Infrastruktur gefordert sowie ein aktives Einwirken auf eine erweiterte Wertschöpfungskette Batterie / Wasserstoff durch das Fördern von Investitionen und Innovationen. Auch ein Vergabegesetz mit sozialen (Tarifbindung) und ökologischen Bedingungen sowie die Abschaffung von Kinderbetreuungskosten werden thematisiert.
Die Aktivenkonferenz in ihrer Wirkung sendete erneut ein starkes Signal an die Region. SIe knüpfte an den Erfolg im letzem Jahr an, übertraf ihn und spiegelte die Vielfalt und den Gestaltungswillen der Ostsachsen wider. Es verlangt einer Fortsetzung.
Michael Kretschmer sagte im Anschluss der Veranstaltung: „Ich bin froh, dass die Gewerkschaften ganz intensiv an dem Strukturwandel mitarbeiten. Es geht jetzt darum in Berlin die Dinge auch durchzusetzen, die wir gemeinsam vereinbart haben. Die Gewerkschaften aber auch wir als Landespolitik setzen darauf, dass die Bundesregierung Wort hält und das wir eine Chance bekommen diese Region zu einer Innovationsregion zu entwickeln. Dafür werden jetzt die Weichen gestellt.“
Christiane Benner, die am Freitag auch die Betriebe Bombardier Bautzen und Accumotive in Kamenz besuchte, ergänzte: „Ich bin beeindruckt von den engagierten Menschen hier in Ostsachsen, weil sie mit ihrem Fachwissen Innovation in ihren Unternehmen vorantreiben. Technischer Fortschritt muss für sozialen Fortschritt genutzt werden, genau dafür braucht es die gewerkschaftliche und betriebliche Mitbestimmung. Ich habe hier eine Begeisterung erlebt für das was man voranbringen kann, ich habe hier den Willen der Veränderung gespürt und das ist großartig.“
„Die IG Metall Ostsachsen will mit Ihren aktiven Betriebsräten und Vertrauensleuten nicht nur Tarifbindung und Mitbestimmung durchsetzen, sie will auch Betriebe und Leute miteinander vernetzen und neue Innovationen und Geschäftsmodelle aus der Region heraus voranbringen. Diese Aktivenkonferenz war der Beginn eines intensiven Vernetzungsprozesses. Unsere Stärke wollen wir für die Zukunft der Region einbringen“, sagte Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen.
Anne Neuendorf stellte klar: „Ostsachsen braucht Rückkehrer und junge Menschen, die in die Region ziehen. Fachkräfte können wir nur dann gewinnen, wenn wir Themen wie Bildungszeit, aber auch eine höhere Tarifbindung durchsetzen. Das können die Gewerkschaften sehr gut alleine, ABER: Es braucht einen Flankenschutz durch die Politik und ein Bekenntnis zu mehr Tarifbindung und Mitbestimmung.“