Waggonbau Niesky - mit Berichterstattung

„Solidarität der Händler in Niesky mit den Beschäftigten im Waggonbau“

17.02.2023 | 65 Händler in Niesky erklären sich solidarisch mit den Beschäftigten des Waggonbaus. Statt einer 15. Mahnwache mit Feuertonne vor dem Werktor trafen sich rund 300 Beschäftigten und ihre Familien mit Thomas Kralinski (SPD), Staatssekretär im sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit, der IG Metall Ostsachsen und solidarischen Bürgerinnen und Bürgern zu einer bewegten Mahnwache durch Niesky für den Waggonbau.

Bewegte Mahnwache durch Niesky am 21. Februar - Fotos: IG Metall

Sechs Plakate mit historischen Fotos und Texten zum Waggonbau werden in ganz Niesky an 65 Standorten ausgestellt. Mitorganisiert hat die Aktion Citymanager André Schulze: "Es ist wichtig, dass man sich in der Gesellschaft und besonders in einer so kleinen Stadt wie Niesky gegenseitig unterstützt und hilft." Der Citymanager hat in den vergangenen Wochen viele Gespräche mit Händlern, Waggonbauern, Museum und Gewerkschaften geführt, um Ideen zu sammeln. Die Schaufensteraktion ist ein erstes Resultat. Sie wird von IG Metall und DGB unterstützt. Beim Entwerfen der Plakate half das Nieskyer Museum mit, in dem es alte Aufnahmen und passende Infos besorgt hat. Modehändlerin Steffi Dunsch bringt es kurz und knapp auf den Punkt: "Kein Waggonbau, keine Kaufkraft!" Den Händlern ist klar: Wenn die Menschen in Niesky ihre Arbeit verlieren, vielleicht sogar mit ihren Familien wegziehen müssen, dann ist das auch ein Verlust für den Handel.

Der sächsische Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski (SPD) sicherte den Beschäftigten seine Unterstützung zu. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Waggonbau Niesky leisten seit jeher eine ausgezeichnete Arbeit. Ihre Erfahrung wird weiter gebraucht – denn es muss uns gelingen, mehr Güter auf die Schiene zu bringen. Dafür benötigen wir eine starke heimische Waggonproduktion. So halten wir auch Wertschöpfung und Innovation in Sachsen, was gerade der Lausitz wichtige Impulse im Strukturwandel gibt. Deshalb unterstützt das sächsische Wirtschaftsministerium den Waggonbau Niesky mit allen Möglichkeiten. Konkrete Maßnahmen können aber erst greifen, wenn das Unternehmen eben diesen Unterstützungsbedarf konkretisiert und damit eine Prüfung von bestimmten Förderinstrumenten des Freistaates möglich ist. Das Wirtschaftsministerium erwartet vom Eigentümer, konkrete Pläne für die Zukunft des Standorts Niesky vorzulegen und ist jederzeit zu konstruktiven Gesprächen mit der Geschäftsführung bereit.“

Offen ist derzeit noch der in Aussicht gestellte Gesprächstermin mit dem slowakischen Eigentümer. IG Metall Ostsachsen und Betriebsrat betonen die Dringlichkeit der Gespräche mit Alexej Beljajev, da im April die Kurzarbeit am Standort ausläuft. Die IG Metall Ostsachsen fordert weiterhin gemeinsam mit den Beschäftigten und dem Betriebsrat den slowakischen Eigentümer zu Verhandlungen mit den betrieblichen und gewerkschaftlichen Akteuren über konkrete Maßnahmen zu Perspektive, Struktur und Strategie für den Waggonbau Niesky auf. Die Beschäftigten sorgen sich um das Fortbestehen des Standortes.  

„Die Solidarität der Händler in Niesky ist für unsere Kolleginnen und Kollegen ein wichtiges Zeichen, dass nicht nur die IG Metall und die Politik an ihrer Seite steht“, berichtet Peter Jurke, Betriebsratsvorsitzender im Waggonbau Niesky. „Unsere Kolleginnen und Kollegen erleben seit Jahren, dass Fachkräfte abwandern. Sie brauchen ein klares Zeichen, dass es weitergeht in Niesky. Nicht auszudenken, was Niesky verlieren würde. Wir bleiben dabei: Der Waggonbau Niesky ist der letzte Güterwagenhersteller Deutschlands. Er muss leben!“

Hintergrund:

Seit 2022 fordern die Beschäftigten den Eigentümer des Waggonbau Niesky, Alexej Beljajev, zu Gesprächen auf. Mehrere Schreiben der Landesregierung, um deren Unterstützung der Betriebsrat und die IG Metall Ostsachsen gebeten hatten, blieben bis heute ohne konkreten Gesprächstermin. Bereits im September 2022 hatte sich ein Zukunftsteam aus Wissensträgern des Standorts gebildet. Gemeinsam haben sie ein Sofortmaßnahmeprogramm erarbeitet, das dem Eigner und der sächsischen Landesregierung zugeschickt wurde. Die IG Metall Ostsachsen ist weiter im Gespräch mit Landes- und Regionalpolitik.

Berichterstattung:

MDR Sachsenspiegel, 21. Februar 2023

Sächsische Zeitung, 21. Februar 2023

Wochenkurier, 15. Februar 2023

Tag 24, 22. Februar 2023

Von: aw

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